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Deshalb jetzt Ferien abschaffen?

Voraussetzungen für den Distanzunterricht nicht geschaffen

Die Entscheidung der Staatsregierung, nach den Weihnachtsferien für alle Klassenstufen und Schularten im Distanzunterricht zu beginnen, ist angesichts der Corona-Infektionszahlen sicher richtig.

Die Faschingsferien im Gegenzug ausfallen zu lassen, kritisiert die GEW Bayern scharf. Distanzunterricht verläuft vielerorts nach wie vor nicht reibungslos, u.a. weil die digitale Lernplattform Mebis immer noch nicht ausreichend funktioniert. Deshalb darf den Lehrkräften in sehr fordernden Zeiten aber nicht noch mehr zugemutet werden. Und auch die Schüler*innen benötigen dringend einen Rhythmus mit regelmäßigen Ferien im Schuljahr.

Seit fast einem Jahr arbeiten die bayerischen Lehrkräfte und Schulleitungen deutlich mehr als vor der Krise. Sie haben sich sowohl didaktisch als auch pädagogisch auf den Distanzunterricht vorbereitet und viele von ihnen haben auch keine privaten Ausgaben gescheut, um sich selbst technisch gut auszustatten, weil die angekündigten Dienstgeräte immer noch fehlen. Nun wird aber durch den Start für alle im Distanzunterricht bei gleichzeitiger Streichung der Faschingsferien suggeriert, Distanzunterricht sei minderwertig und würde eh so schlecht funktionieren, dass man die fehlende Präsenzunterrichtszeit später wieder reinholen muss.

Warum die Staatsregierung diese aus Sicht der GEW unglückliche Entscheidung getroffen hat, kann nur gemutmaßt werden. Anzunehmen ist, dass sie die Effektivität des Distanzunterrichts durch die selbst verursachten Defizite als nicht ausreichend ansieht. Mebis darf laut neuester Anweisung des Kultusministeriums an den Schulen nur zurückhaltend genutzt werden, da es auch nach den Weihnachtsferien immer noch nicht „fit“ für den Schulalltag ist. Den Grundschulen steht in der Regel kein datenschutzkonformes Videokonferenz-Tool zur Verfügung und es ist völlig unklar, wie die Schüler*innen bis Klasse sechs, die die Notbetreuung besuchen, in den Distanzunterricht einbezogen werden sollen. Dass diese Defizite, die man seit Monaten hätte ausgleichen können, nun Lehrkräfte und Schüler*innen ausbaden müssen, kann man nur als zynisch bezeichnen.

Martina Borgendale, Vorsitzende der GEW Bayern, sagte dazu heute in München: „Den Lehrkräften vor Ort stieß es sehr sauer auf, dass sie trotz großer Anstrengungen und Mehrarbeit seit Beginn der Corona-Pandemie für die zwei unterrichtsfreien Tage vor Weihnachten zum Dienst verdonnert wurden. Dass der Arbeitgeber nun so einfach eine Woche Ferien streicht, die die Lehrkräfte ja in der Regel zum Aufarbeiten dessen nutzen, für das im Schulalltag keine Zeit bleibt, ruft völliges Unverständnis und ein Gefühl fehlender Wertschätzung hervor. Viele Lehrkräfte arbeiten seit Monaten am Limit und das bringt das Fass zum Überlaufen!“

Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW und Lehrer an einer Förderschule, ergänzt: „Auch für die Schüler*innen ist die Aussicht auf Ferien enorm wichtig. Sowohl motivational als auch zur Rhythmisierung des Schuljahres. Den Distanzunterricht empfinden sie in der Regel nicht weniger anstrengend als den Präsenzunterricht. Die elf Wochen Schule bis zu den Osterferien werden sehr hart und zeigen leider wieder einmal, wie weit weg die Entscheider im Kultusministerium vom Schulalltag sind“.

Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an:

Martina Borgendale, Vorsitzende, martina.borgendale(at)gew(dot)bayern, 0151 124 300 97

Florian Kohl, stellv. Vorsitzender, florian.kohl(at)gew(dot)bayern, 0176 444 880 69