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Rückblick

Veranstaltung zum 90. Geburtstag von Ernst Grube

Am 25. März 2023 fand in der Münchner Seidl-Villa eine Veranstaltung der GEW zur Ehrung unseres Kollegen Ernst Grube statt. Der Antifaschist und Gewerkschafter war im Dezember 90 Jahre alt geworden. Wir veröffentlichen Bericht und Video. Die Veranstaltung zum 90. Geburtstag von Ernst Grube wurde organisiert von der GEW Bayern mit Unterstützung des Bezirksverbands Oberbayern, des Stadtverband München und des Kreisverbands Regensburg.

Mitschnitt der Veranstaltung am 25. März 2023 in der Münchner Seidl-Villa

0:00:00 Eröffnung durch den Münchner Gewerkschaftschor „Quergesang“
Gut, wieder hier zu sein (Text: Hannes Wader 1983 / Musik: Allan Taylor 1978)
Artikel 1: Alle Menschen sind frei… (Text Menschenrechte: United Nations 1948 / Musik: Axel Christian Schullz)
Drei rote Pfiffe (1979 Musik und Text: Schmetterlinge)
Warte, warte nur ein Weilchen (Text und Musik: Schmetterlinge)
Bella Ciao (Text und Musik: Anonym).

0:14:52 Begrüßung durch Martina Borgendale (Vorsitzende GEW Bayern)

0:18:50 Grußwort von Bernhard Stiedl (Vorsitzender DGB Bayern)

0:25:25 Moderator Christoph Lindenmeyer im Gespräch mit Ernst Grube

0:32:50 „Was für ein Leben“ – Podium mit Tino Dietl-Dinev (Gesamtpersonalrat der LH München), Ernst Grube, Alfons Kunze (Stadtvorstand GEW München), Martina Borgendale und Bernhard Stiedl

0:53:45 Musik durch den Münchner Gewerkschaftschor „Quergesang“
Die Gedanken sind frei (Hoffmann von Fallersleben 1942)
[Die] Haifisch-Hymne (Musik: Joseph Haydn 1797, Text: Bertolt Brecht 1928)
Shtil, die Nacht (1942 Text und Musik: Hirsch Glik)
Die Welt verändern wir (Text: Johannes R. Becher / Musik: Hanns Eisler 1950)
Solidaritätslied, 1931 (Text: Bertolt Brecht, Musik: Hanns Eisler)

1:07:44 Moderator Christoph Lindenmeyer im Gespräch mit Ernst Grube und seiner Frau Helga Hanusa

1:13:30 „Die im Dunkeln sieht man nicht“ – Würdigung durch Zeitgenossen und Begleiter. Podium mit Dr. Hans Simon-Pelanda (Historiker mit Berufsverbot, langjähriger Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg“), Andreas Salomon (Lehrer mit Berufsverbot, Rosenheim), Ernst Grube, Peter Kurz (ehem. GEW-Landesvorsitzender und ehem. MdL), Jürgen Müller-Hohagen (Psychotherapeut mit Schwerpunkt auf seelischen Nachwirkungen aus NS-Zeit) und Friedbert Mühldorfer (Historiker, VVN-BdA München).

1:46:20 Gespräch Generation der Zukunft-Schule – „Licht ins Dunkle bringen“. Podium mit Hans Bauer und Clemens Abert (beide von der Berufsschule für Farben und Gestaltung, München), Ernst Grube, Anton Salzbrunn (ehem. Vorsitzender GEW Bayern), Ingeborg Müller-Hohagen (ehem. Rektorin Monessori-Schule und Lehrbeauftragte), Peter Poth (Gymnasiallehrer, Mitherausgeber von „Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben. Geschichte und Wirkung des Shoah-Überlebenden Ernst Grube“ 2022)

2:14:45 Dankesworte von Peter Poth an Rolf Staudt

2:17:50 Abschlusskonzert von Kai Degenhardt

3:19:11 Dankesworte von Ernst Grube für die Erinnerungen an Franz Josef Degenhardt

Idee Peter Poth, Organisation Rolf Staudt, Moderation Christoph Lindenmeyer.
Video unter CC-Lizenz: Gerhard Hallermayer

 

Bildergalerie

Fotos von Karin Just

Bernhard Stiedl, Vorsitzender DGB Bayern

Rede anlässlich der Ehrung zum 90. Geburtstag

Liebe Kolleginnen und Kollegen
Heute haben wir das große Privileg, einen besonderen Menschen zu würdigen.
Vor 90 Jahren begann die schwärzeste Ära in der Geschichte unserer Menschheit, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen und ein Regime aufbauten, das Grauen und Schrecken verbreitete.
Millionen unschuldiger Menschen wurden unterdrückt, verhaftet, in Konzentrationslager verbracht und ermordet.
Sie wurden ermordet, weil sie einer bestimmten ethnischen Gruppe angehörten, weil sie eine andere politische Einstellung hatten, oder weil sie in irgendeiner Form nicht in das perfide nationalsozialistische Menschenbild passten.
Auch Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, waren damals Ziel des nationalsozialistischen Terrors.
Ernst Grube hat all das, am eigenen Leib erfahren und überlebt.
Lieber Ernst Grube
In tiefer Demut verneigen wir uns heute vor Deiner Lebensgeschichte.
Mit Deiner unermüdlichen Arbeit als Zeitzeuge, leistest Du auch heute noch einen unschätzbar wertvollen Beitrag für unsere Erinnerungsarbeit.
Deine Erfahrungen und Deine Geschichte können uns dabei helfen, gemeinsam daran zu arbeiten, dass solche Grausamkeiten niemals wieder vorkommen.
Es ist wichtig, dass wir uns an die Vergangenheit erinnern und dafür sorgen, dass die Wahrheit über die NS-Verbrechen bekannt bleibt.
In Deiner kritischen Grundhaltung hast Du Dich von niemanden einschüchtern lassen.
Denn auch in der Zeit nach dem Nationalsozialismus, warst Du Anfeindungen und staatlichen Repressalien ausgesetzt.
Dein Engagement in der Gewerkschaftsbewegung, zunächst bei der IG BAU, später bei der GEW, hat Dir das Leben nicht erleichtert, aber unsere Gewerkschaftsarbeit enorm bereichert.
Während des NS-Regimes wurdest Du wegen Deiner Abstammung verfolgt, später in der Bundesrepublik wegen Deiner politischen Einstellung.
Das Ganze gipfelte in einem Berufsverbot als Fachschullehrer. Das war 1975.
Und auch das muss zur Erinnerungskultur gehören, nach 1945 war bei uns eben nicht mit einem Schlag alles wieder gut.
Und bis vor wenigen Jahren wurde Dein Name noch im Bayerischen Verfassungsschutzbericht genannt.
Darüber, liebe Kolleginnen und Kollegen, können wir nur ungläubig den Kopf schütteln.
Aber uns muss bewusst sein: Rechtes und unterdrückendes Gedankengut ist bis heute Teil unserer Gesellschaft.
Das macht Deine unermüdliche Arbeit so notwendig für unsere Gesellschaft, für unser Land.
Mit Deiner Zugewandtheit, Deiner charismatischen Persönlichkeit, und Deinem Einsatz für Frieden, beeindruckst Du Deine Zuhörerinnen und Zuhörer.
Deine klare Position gegen jede Form von Ausgrenzung, Krieg und Gewalt, lehrt uns, dass Erinnerung auch heute noch widerständig sein muss.
Deine Erfahrungen, Deine Geschichte, ist ein eindringlicher Appell an uns alle, uns gegen Hass, Intoleranz und Diskriminierung zu stellen, und eine bessere Zukunft für alle zu schaffen.
Durch dein Wirken hast Du uns gelehrt, dass Frieden und Toleranz nicht selbstverständlich sind, und dass es immer wieder unsere Aufgabe ist, dafür zu kämpfen.
Im Namen des DGB Bayern gratuliere ich Dir nachträglich sehr herzlich zu Deinem 90. Geburtstag, und bedanke mich für Dein Engagement.
Wir können ohne Zweifel sagen: Ohne Dich wäre die Welt heute eine schlechtere.
Vielen Dank.