Zum Inhalt springen

GEW-Forum für Flüchtlinge: Bildungsgewerkschaft fordert Integration durch Bildung

49.000 schulpflichtige Flüchtlinge werden dieses Jahr große Hoffnung auf gute Bildung in bayerischen Schulen setzen. Die Staatsregierung stellt dieser Herausforderung 1.700 Lehrkräfte entgegen. "29 Kinder und Jugendliche ohne deutsche Sprachkenntnisse pro Lehrkraft", sagt Rudolf Brandenstein, GEW Unterfranken, "das ist so nicht zu stemmen." Wie aber eine Integration der Flüchtlinge durch Bildung möglich wäre, machte die Bildungsgewerkschaft auf dem Fachkongress ihrer fränkischen Bezirksverbände "Bildung anders 22 - Bildung für Flüchtlinge" an der Pestalozzio-Schule in Fürth deutlich.

Die Fortbildungsreihe "Bildung anders" wurde vor 25 Jahren von Rudolf Brandenstein in Unterfranken mit dem Ziel initiiert, neuen Methoden und aktuellen Themen ein Forum zu bieten.

KUL KIDS erfolgreich
In sechs Arbeitskreisen erfuhren die Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Erzieher Wege, die Herausforderung anzunehmen. Ob Umgang mit Stammtischparolen, das Unterrichten in gemischten Lerngruppen oder Integration mit Musik, gute Beispiele gibt es in ganz Bayern. In Bamberg hat Annette Pöhlmann-Lang mit dem Projekt "KUL(tur) KIDS" Studierende der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache an der Bamberger Universität und mehrsprachige Kinder und Jugendliche ein Schuljahr lang in Tandems zusammen gebracht. Gemeinsame Unternehmungen im außerschulischen Raum wurden in Tagebucheinträgen dokumentiert und am Schuljahresende vor Eltern und der Schulöffentlichkeit präsentiert."Hier haben beide Seiten profitiert." sagt Pöhlmann-Lang, die seit diesem Semester an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg lehrt. Allerdings übersteige die Nachfrage bei weitem das Angebot. "Die Mittel sind begrenzt."

Berufsschule mit Anschlussbetreuung
Meike Riechers-Krüger berichtete von ihrer Arbeit an der Franz-Oberthür-Berufsschule in Würzburg. Dort gibt es seit zwei Jahren Berufsschulklassen für Asylbewerber und Flüchtlinge. Ziel ist
es, diese Schüler so weit zu fördern, dass sie nach 2 Schuljahren eine Ausbildung beginnen oder in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass es dringend notwendig ist, dass die Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen, durch eine Anschlussbetreuung weiter gefördert werden. Die Deutschkenntnisse reichen nach zwei Jahren nicht aus, um im Berufsschulunterricht Erfolg zu haben. Auch ein Vorkurs wäre sinnvoll, damit die Schüler bereits Grundkenntnisse haben, bevor sie die Berufsschule besuchen.

Bereicherung an den Unterkünften
Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat machte die schlechten Lebensbedingungen deutlich, unter denen Flüchtlinge in Bayern leben: "Das ist ein hausgemachtes Chaos." Die bayerische Staatsregierung habe die Torschlusspanik angesichts der Grenzschließzungen in Osteuropa unterschätzt. Das Bayerische Aufnahmegesetz schreibe vor, dass alle Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen seien. "Hier bereichern sich Vermieter, die aus einer Halle mit 800 Flüchtlingen gut eine Million Euro Gewinn herausschlagen können." Freie Unterkunftswahl wie in anderen Bundesländern würden Mittel für wichtigere Aufgaben wie Bildungsfinanzierung frei machen und die menschlichen Probleme in den Lagern gar nicht erst entstehen lassen.

Erfolg durch gute Rahmenbedingungen
"Wie bei Inklusion und Ganztagesbetrieb hängt der Erfolg der Aufnahme der Flüchtlinge von den Rahmenbedingungen ab", so Brandenstein. Die Staatsregierung lasse die notwendige Unterstützung bisher vermissen. Doch Geld alleine helfe nicht. "Die Reden der Brandstifter müssen aufhören", sagte er mit Bezug auf die flüchtlingsfeindliche Rhetorik der letzten Tage. "Kein Mensch flieht freiwillig."