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Breites Bündnis

Brandbrief zum Weiterbildungskonzept des Familienministeriums zur Behebung des Fachkräftemangels in Kitas

Ein breites Bündnis kritisiert in einem offenen Brief das „Gesamtkonzept Weiterbildung“ des Familienministeriums und fordert dringend Verbesserungen. Auch die GEW Bayern hat den Brief unterschrieben.

Seit Herbst 2023 führt das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales das „Gesamtkonzept Weiterbildung“ federführend durch. Anlass ist der akute Fachkräftemangel in den Kitas. Über eine modular aufgebaute Weiterbildung sollen gezielt Quereinsteiger*innen angesprochen werden, die dann über die Kurse für die Beschäftigung in bayerischen Kitas qualifiziert werden. Aufeinander aufbauende Module sollen den Aufstieg zur sogenannten „Fachkraft in bayerischen Kindertageseinrichtungen“ ermöglichen. Diese Qualifikation wird aber nur in bayerischen Einrichtungen anerkannt. Dies kritisiert das Bündnis in seinem offenen Brief deutlich. Der Begriff „Fachkraft“ sei überaus gefährlich, weil inhaltlich zur deutlich hochwertigeren klassischen Ausbildung kein Bezug herzustellen sei. Auch die versprochene Anschlussfähigkeit in ein Studium oder in eine klassische Ausbildung wird als „Bauernfängerei“ kritisiert. Die Kurse werden auch nur zu einem Drittel als Ausbildung in Präsenz angeboten. Dadurch fehle die pädagogisch begleitete Praxiserfahrung. Durchgeführt werden die Kurse von freiberuflichen, vom Ministerium zertifizierten Multiplikator*innen, die sowohl lehren als auch die Prüfung inhaltlich gestalten und abnehmen. Das Bündnis kritisiert, dass „keine zentralen Prüfungen nach verbindlichen Standards“ abgenommen werden und die Ausbilder*innen die Ausbildung gegen Bezahlung anbieten und die Prüfung abnehmen. Das Bündnis sieht hier einen Interessenkonflikt.

Dr. Timo Meister, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft katholischer Ausbildungsstätten, erklärt: „Quereinsteiger sind sehr wichtig, um die immense Fachkräftelücke in bayerischen Kitas zu schließen. Das stellen wir nicht in Frage. Die Qualifikation muss aber eine vergleichbare Qualität haben wie die etablierte und bewährte Ausbildung an Fachakademien und Berufsfachschulen. Die Anforderungen in den Einrichtungen sind hoch. Unzureichende Qualifikation führt nur zu Frust bei allen Beteiligten und benachteiligt die Kinder mit hohem Bedarf.“

Gerd Schnellinger, stellv. Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern, führt aus, dass unter den Beschäftigten in den Einrichtungen, aufgrund des unzureichenden Konzepts viel Unmut entstehe. „Dass mit einer inhaltlich deutlich reduzierten Ausbildung auf denselben Stellen gearbeitet werden kann, ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die jahrelang die klassische Ausbildung absolviert haben und einen deutlich höheren Aufwand hatten.“

Das Bündnis fordert zudem eine Beteiligung aller an der Weiterentwicklung des Gesamtkonzeptes und die Einhaltung entsprechender etablierter Rahmenvereinbarungen der Kultusministerkonferenz.

Zum Hintergrund: Der klassische Ausbildungsweg der Fachkräfte und der sogenannten Ergänzungskräfte in bayerischen Kindertageseinrichtungen führt über die vom Kultusministerium verantworteten Fachakademien für Sozialpädagogik oder Berufsfachschulen für Kinderpflege.

Die Initiative geht aus von:

  • Bundesarbeitsgemeinschaft der katholischen Ausbildungsstätten für Erzieherinnen und Erzieher (BAG-KAE)
  • Bundesverband evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik (BeA)
  • Landesarbeitsgemeinschaft der Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern (AG FakS),
  • Arbeitsgemeinschaft der katholischen Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern
  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW)
  • Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe
  • Katholische Stiftungshochschule München
  • Verband Kita-Fachkräfte Bayern e.V.
Kontakt
Mario Schwandt
Gewerkschaftssekretär im Organisationsbereich sozialpädagogische Berufe (Nordbayern)
Adresse c/o GEW Sozialpädagogisches Büro, Kornmarkt 5-7
90402 Nürnberg
Telefon:  0911 289204
Mobil:  0151 53 50 78 63
Fax:  0911 289 206