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Schulleiter: Rosenbusch-Studie

Schreiben (12.2.2007) an den Kultusminister

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

ich wende mich heute an Sie in der Hoffnung und Absicht, zu verhindern, dass die von Prof. Rosenbusch erstellte Studie zur Arbeitsbelastung der Schulleiter/innen an Grund-, Haupt- und Realschulen im Alltagsgeschäft möglicherweise untergeht. Die Studie geht aus von subjektiven Wahrnehmungen der Schulleiter/innen, hat aber auch die objektiven Belastungen untersucht. Die Ergebnisse begründen meines Erachtens dringend Handlungsnotwendigkeiten.  

Es muss Sie doch sehr beunruhigen, dass an erster Stelle der Belastungen der Mangel an Zeit und gleich an zweiter Stelle „die Umsetzung nicht ausgereifter behördlicher Neuerungen und Erlasse“ angegeben wird. Im Ergebnisbericht heißt es sogar, „die überragende Mehrheit“ spreche dem Staat eine unterstützende Funktion „gänzlich ab“.

Solche Ergebnisse sind insofern nicht verwunderlich, als das Kultusministerium noch 1997 der Auffassung war, „Schulleitung“ sei kein eigener Beruf, der Leitungszeit benötige, sondern qualifizierte Lehrerarbeit. In bildungspolitisch entwickelten Ländern hat man die Bedeutung der Schulleitung früher erkannt und Schulleitungspersonal weitestgehend freigestellt. Leider stellt Bayern auch im Bundesländervergleich nach wie vor nur sehr geringe Ressourcen für Leitungsaufgaben zur Verfügung und weist auch die größten Unterschiede zwischen den Schularten auf.

Die bisher bekannte Planung der zusätzlichen Entlastung um eine Stunde des Unterrichtsdeputats ist weder diesem Umstand noch den alarmierenden Ergebnissen der Studie angemessen. Um nachhaltige Entlastungen und Verbesserungen zu erzielen, bedarf es einer grundlegend anderen Sichtweise und Bewertung der Rolle der Schulleitung. Dazu ist es nach Auffassung der GEW unbedingt erforderlich, die Kompetenzen und Erfahrungen der Schulleiter/innen mit einzubeziehen. Dies wird am besten gelingen, wenn das Kultusministerium den Schulleiter/innen die Rosenbusch-Studie bekannt macht und Stellungnahmen und Vorschläge für Folgemaßnahmen einholt.

Keinesfalls sollte allerdings das Kultusministerium der Verlockung nachgeben, die unbedingt notwendige Qualifizierung von Schulleiter/innen in Sachen Schulentwicklung, Organisations- und Managementaufgaben sowie Personalführung und –entwicklung in die Hände von Wirtschaftsmanagern zu legen. Eine Schule ist nicht vergleichbar mit einem Wirtschaftsunternehmen, sie hat völlig andere Ziele und Aufgaben. Im Mittelpunkt steht die umfassende Bildung von Kindern und Jugendlichen, die selbstbestimmte Entwicklung des Einzelnen und die Herstellung gleicher Chancen. Bildung ist eben keine Ware, sondern  Menschenrecht und bedarf einer Pädagogik in humaner und sozialer Verantwortung. Schule ist kein Betrieb, der nach Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten und bloßer Out-Put-Orientierung gemanagt werden kann. Die GEW hält mithin den Ansatz des Modellversuchs „Modus F“ für bedenklich.

Gerne würde ich mit Ihnen, sehr geehrter Herr Staatsminister, dazu und zu anderen aktuellen Fragen der Schul- und Bildungspolitik, wie z.B. der Hauptschulreform, wieder ein Gespräch führen und bitte sie um ein Terminangebot.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Helmut Oskar Brückner 

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Aus der Antwort des Ministeriums vom 11.5.2007:
"...
Die Arbeitssituation der Schulleiter ist für das Staatsministerium ein Thema von hoher Priorität. Sie werden von uns bei ihrer Tätigkeit in vielfältiger Weise unterstützt. Die Übermittlung einzelner Studien Dritter auf dem Dienstweg kann dazu aber nicht gehören. Es bleibt jedem interessierten Schulleiter unbenommen, sich die Studie selbst zu besorgen."