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In Bayern ticken die bildungspolitischen Uhren anders

Was tun gegen den Lehrkräftemangel? Löst eine andere LehrerInnenbildung das Problem - oder brauchen wir mehr Geld für Bildung? Diese Fragen haben die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe und der Landesverband Bayern in München mit der Presse diskutiert.

Sommertour in Bayern: Zusammen mit dem GEW-Landesvorsitzenden Anton Salzbrunn und dem GEW-Schulexperten Bernhard Baudler hat sich die Bundesvorsitzende Marlis Tepe Mitte Juli den Fragen von Journalisten gestellt. Nach dem Besuch einer Sitzung des DGB-Bezirksvorstands standen Pressetermine bei der "Süddeutschen Zeitung", dem Bayerischen Rundfunk und dem Lokalsender Radio Lora auf der Tagesordnung. Die wichtigsten Fragen, die alle umtrieb: Was tun gegen den Lehrkräftemangel? Löst eine andere Lehrer_innenbildung das Problem - oder brauchen wir mehr Geld für Bildung?

Das stark gegliederte Schulsystem, die streng nach Schularten differenzierte Lehrer_innenbildung sowie die hohe Zahl an Pensionierungen gelten als Ursachen für den Lehrkräftemangel an den Förder-, Grund-, Mittel- und beruflichen Schulen. Wie groß der Mangel tatsächlich sei, wisse niemand, da das Kultusministerium wie gewohnt zwar wieder die Zahlen der Neueinstellungen veröffentlicht habe, die Bedarfszahlen jedoch verschweige, beklagte Baudler: "Das Ministerium arbeitet an allen entscheidenden Stellen intransparent. Der Öffentlichkeit gegenüber wird das wirkliche Verhältnis zwischen dem tatsächlichen Bedarf und den bereits arbeitenden plus den neu einzustellenden Pädagoginnen und Pädagogen in den Schulen verschwiegen oder beschönigt." Laut Bertelsmann-Studie wird sich die Lage bis 2025 noch verschärfen: Dann werden bundesweit 25.000 Grundschullehrkräfte zusätzlich gebraucht.

"Der richtige Weg ist die Bezahlung nach A13 oder E13 für Grundschul-, in Bayern auch für Mittelschullehrkräfte."

 

Zu Beginn des Schuljahres 2017/18 werden in Bayern auch wieder viele Gymnasial- und Realschullehrkräfte vergebens auf eine Anstellung warten. Manche von ihnen - derzeit ca. 800 - werden dann den Weg über die Zweitqualifizierung in die Förder-, Grund- und Mittelschule suchen, obwohl sie während der Qualifizierung bei vollem Stundendeputat nur nach E11 bezahlt werden.

Mit der Frage nach einer Lösung des Dilemmas war die GEW-Delegation mehrfach konfrontiert. "Der richtige Weg ist die Bezahlung nach A13 oder E13 für Grundschul-, in Bayern auch für Mittelschullehrkräfte", betonte die GEW-Vorsitzende. Vertreterinnen und Vertreter der GEW Bayern hatten in den vergangenen Wochen sogar angeboten, die externe Evaluation an Grundschulen und die Übertrittshilfen auszusetzen, um wenigstens einige Lehrkräfte zurückholen zu können. Eine höhere Wertschätzung nicht nur in der Schule, sondern auch im Sozial- und Erziehungsdienst - dort fehlen derzeit 100.000 Fachkräfte - sei ein weiterer notwendiger Schritt, sagte Tepe.

"Wir müssen aber auch über die Lehrer_innenbildung sprechen", forderte Salzbrunn. Tepe konkretisierte: "Im Bachelorstudium wünschen wir uns ein grundlegendes Pädagogik-, Psychologie-, Soziologiestudium sowie das Studium der Fächer. Im Masterstudium spezialisiert man sich dann neben dem Studium der Fächer für eine Altersgruppe: Die erste Stufe umfasst die Klassen 1 bis 6, die zweite Stufe die Klassen 5 bis 13."

Klar ist, dass alle Maßnahmen Geld kosten, ebenso wie die Ausstattung der Schulen nach dem Sozialindex, um Kindern aus schwierigen Verhältnissen mehr Chancen zu bieten. Tepe, die auch Vizepräsidentin der Bildungsinternationale ist, verwies auf Schottland: Das Land habe 5,9 Millionen Einwohner und investiere jährlich 7,5 Milliarden Pfund zusätzlich in Schulen und Kitas, die vor allem Kinder aus schwierigen Verhältnissen besuchten. Im Vergleich dazu müssten in Deutschland 90 Milliarden Euro mehr investiert werden. Weil dem nicht so ist, startete die GEW den Appell "Gute Bildung für alle! Mehr Geld für die Bildung!", den inzwischen über 30 Organisationen unterschrieben.

DGB unterstützt GEW-Forderung

Bei der Sitzung des DGB-Bezirksvorstandes warb Tepe für Solidarität für diesen Appell und stellte die Initiative "Bildung. Weiter denken!" vor. "Alles, was wir wollen, kostet Geld - Steuergeld." Und die Finanzbedarfe sind hoch, wie eine GEW-Studie errechnete: 57 Mrd. Euro jährlich werden benötigt, um gute Bildung gewährleisten zu können. Der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena, sagte Tepe am Ende ihres Vortrages die notwendige Unterstützung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu.