Zum Inhalt springen

Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst

Aufwertung der Arbeit im Sozial- und Erziehungsdienst jetzt! Anerkennung unbezahlter Sorgearbeit!

Internationaler Frauen*tag: Streikende Gewerkschaftsmitglieder der GEW kämpfen gemeinsam mit ver.di und Frauen*bündnissen für Aufwertung und Anerkennung

Am 25. Februar begannen die Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst (SuE). „Wir sind die Profis!“ ist das Motto der GEW. Nach der ersten Verhandlungsrunde steht fest: Die kommunalen Arbeitgeber lehnen die Forderungen nach Anerkennung der hohen Fachlichkeit der Profis, nach besseren Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt und damit nach wirksamen Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel ab. Sie ließen damit der GEW keine andere Wahl, als an verschiedenen Orten zum Streik aufzurufen.

Der erste große Warnstreik der Tarifrunde findet bundesweit am 8. März, dem internationalen Frauentag, statt. Zufall? Wohl kaum. Im Sozial- und Erziehungsdienst sind 83 Prozent aller Beschäftigten Frauen*. Die dort geleistete, gesellschaftlich sehr bedeutende Sorgearbeit wird deutlich schlechter bezahlt als vergleichbare Arbeit, die auf technischen Abschlüssen beruht. Während der Coronakrise wurde zudem schnell klar, dass gerade die sozialen Berufe systemrelevant sind und es in diesem Bereich an allen Ecken und Enden fehlt. An Zeit für gute Arbeit und an Personal. Leidtragende sind nicht nur die Beschäftigten, auch die Gesellschaft leidet unter der Mangelwirtschaft im Bereich der Bildung, Erziehung und sozialen Arbeit.

„Diese Tarifrunde geht nicht nur diejenigen an, die in diesem Bereich arbeiten, sondern alle!“, betont Andreas, Erzieher, auf der DGB-Kundgebung in Regensburg.

Im Privaten wird Sorgearbeit unvergütet geleistet, also auch dort nicht wertgeschätzt. Beide Tätigkeitsbereiche, Sorgearbeit im Privaten und im Beruflichen, haben gemein, dass sie trotz ihrer Relevanz für das Funktionieren einer Gesellschaft weitgehend unsichtbar und wenig wertgeschätzt werden. Es sind nach wie vor Frauen*, die die meiste Reproduktionsarbeit, also unbezahlte Haus-, Erziehungs-, Sorge- und Pflegearbeit leisten. Fällt die öffentliche Versorgung z.B. in Kindergärten, Horten oder Schulen durch Personalmangel aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen oder Bezahlung weg, gleichen das vor allem Frauen* durch unbezahlte Arbeit zu Hause aus, wie neuere Studien auch für die Pandemie belegen.

Laut der Oxfam-Studie 2020 sind das mehr als 12 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit! Würden diese auch nur unter dem Vorzeichen „Mindestlohn“ bezahlt, wäre die Summe 24-mal höher als der Umsatz der Techkonzerne Apple, Google und Facebook zusammen!

„Deshalb stellten wir an dem heutigen Tag klar, dass wir das so nicht weiter hinnehmen können und werden. Das Geklatsche und die Pseudoanerkennung sind nichts wert. Wir brauchen Maßnahmen, um besser arbeiten zu können und um mehr im Geldbeutel zu haben, und zwar für alle Sorgearbeitenden. Uns eint der Slogan des Frauenstreikbündnisses: Überlastet, ungesehen, unterbezahlt. Wir streiken!“

,verdeutlicht die Rednerin der Fachgruppe Sozialpädagogische Berufe München auf der Abschlusskundgebung.

Die Rednerin betonte:

„Wofür die Bundesregierung und die Kommunen Geld ausgeben und wo gespart wird, unterliegt nicht sachlichen Zwängen, sondern ist eine politische Entscheidung. So ist es eine politische Entscheidung, ob 100 Milliarden Euro mehr an Rüstungsaufgaben bewilligt werden, den Kommunen aber das Geld für gesellschaftlich notwendige Arbeit fehlt.“

An allen Streikorten sprachen sich die Streikenden für die volle Solidarität mit allen unter Krieg leidenden Menschen aus. Sie kritisierten den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste. Insbesondere solidarisiert sich die GEW mit ihren ukrainischen Schwestergewerkschaften, den Bildungsgewerkschaften TUESWU und VPON. Die GEW organisiert einen Spendenaufruf über den Heinrich-Rodenstein-Fonds.

In Aschaffenburg wurde nicht gestreikt, dafür wurden von Renate Oehler (Mitglied im Bundesfrauenausschuss der GEW) an der Comenius Schule um im Jugendzentrum JUKUZ Rosen an die Frauen* überreicht. Monika Hartl, Vorsitzende der GEW in Aschaffenburg dazu:

„Von einer geschlechtergerechten Gesellschaft sind wir noch weit entfernt! Selbst im Bildungsbereich, der überwiegend weiblich geprägt ist, sind Führungspositionen nur zu etwa 30% mit Frauen besetzt! Das muss sich ändern!“