Zum Inhalt springen

Überlastung

Lehrkräfte entlasten: 10-Punkte-Plan umsetzen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern hat ein 10-Punkte Programm zur Entlastung der Lehrkräfte entwickelt.

Studien belegen regelmäßig, dass Lehrkräfte eine hochgradig belastete Berufsgruppe sind. Die eigene Überlastung regulieren sie häufig durch Teilzeit. Mit der dienstrechtlichen Einschränkung der Teilzeit im Grund-, Mittel- und Förderschulbereich verdreifachte sich die Zahl der Kolleg*innen mit eingeschränkter Dienstfähigkeit. Das kann genau wie die meisten Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz gegen den Lehrkräftemangel (u.a. Yoga, Mehrarbeit, größere Klassen) keine Lösung sein, sondern verschärft die Problematik und macht den Beruf unattraktiver.

Lehrkräfte benötigen Anerkennung der schulischen Realität. In vielen Fällen sind das überlastende und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen. Darum braucht es in erster Linie Entlastung. Die GEW Bayern legt 10 Punkte vor, die Lehrkräfte kurz-, mittel- und langfristig entlasten können.

Durch eine angemessene Verteilung der Unterrichtslast und die Begrenzung der wöchentlichen Unterrichtspflichtstunden können Lehrkräfte entlastet werden. Dies ermöglicht ihnen mehr Zeit für die Vorbereitung, Nachbereitung, die Organisation der Teamarbeit und die individuelle Förderung der Schüler*innen.

In Zeiten des immer schnelleren Wandels und des Fachkräftemangels gelingt es Schulen kaum noch, adäquat auf aktuelle Anforderungen zu reagieren. Unterrichtsalltag verkommt immer mehr zur Hatz durch Lehrpläne und Schulbücher. Schulen benötigen mehr Spielraum und Zeit für die pädagogische Ausgestaltung des Schullebens, Lehrkräfte Flexibilität bei der Unterrichtsgestaltung.

Kinder kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule. Die Lernausgangslagen unterscheiden sich häufig extrem. Basiskompetenzen können nicht mehr vorausgesetzt werden. Differenzierung und Individualisierung sind in inklusiven Klassen Grundvoraussetzung dafür, dass alle Kinder bestmöglich lernen können. Das erhöht den Arbeitsaufwand von Lehrkräften enorm. Um effektiv arbeiten zu können, benötigt es deshalb unbedingt kleinere Lerngruppen.

Die Bereitstellung von pädagogischen Fachkräften wie Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Sonderpädagog*innen und Therapeut*innen kann Lehrkräfte in der Betreuung und Förderung von Schüler*innen in ihren individuellen Bedürfnissen unterstützen.

Die Förderung von Team- und Zusammenarbeit zwischen Lehr- und Fachkräften ermöglicht den Austausch von Kompetenzen, Ressourcen, Ideen und bewährten Methoden. Gegenseitige Unterstützung und das Aufteilen von Aufgaben können für Entlastung sorgen. Dafür benötigt es entsprechende Teamstunden.

Lehrkräfte erleben vor allem die angestiegene Verwaltungsarbeit als belastend. Die Dokumentationspflichten sind mitunter ausufernd. Lehrkräfte sollten beispielsweise nicht damit betraut werden, Impfpässe zu kontrollieren. Ein Verzicht auf die externe Evaluation in der derzeitigen Situation setzt zusätzliche Kapazitäten frei. Die Dienstliche Regelbeurteilung verursacht einen hohen Verwaltungsaufwand, ohne ihrem Anspruch gerecht zu werden, und sollte abgeschafft werden.

Die Bereitstellung von Verwaltungspersonal, IT-Fachkräften oder Assistenten, die im Schulalltag bei organisatorischen Aufgaben, der Dokumentation und der Kommunikation mit Eltern und Schüler*innen unterstützen, kann die Arbeitsbelastung verringern und mehr Zeit für die pädagogische Arbeit freisetzen.

Die Nutzung digitaler Tools kann Lehrkräften helfen, Aufgaben effizienter zu erledigen. Zum Beispiel können Schulmanager, Lernmanagement-Systeme, Online-Plattformen und automatisierte Übungs- und Bewertungstools die Vorbereitungszeit verkürzen und die Korrekturlast reduzieren. Digitale Tools können den Austausch und die Kommunikation in der Schullandschaft erleichtern. Auf eine potentielle Entgrenzung der Arbeitszeit ist vorbeugend durch entsprechende Dienstvereinbarungen zu reagieren. Entsprechende Schulungen müssen ohne zusätzlichen Zeitaufwand angeboten werden.

Immer noch fristet der Arbeits- und Gesundheitsschutz in Schulen ein Schattendasein, obwohl Lehrkräfte in hohem Maße von psychosomatischen Erkrankungen bedroht sind. Regelmäßige arbeitsmedizinische Vorsorge und Maßnahmen gegen ermittelte Gefährdungen sind unabdingbar und benötigen entsprechende Expertise. Das Dienststellenmodell ist nicht geeignet, einen angemessenen Arbeitsschutz zu gewährleisten. Statt Schulleitungen in die Verantwortung zu nehmen benötigt es den Schulen zugeordnete Arbeitsmediziner*innen und Fachkräfte für Arbeitssicherheit.

Die Anerkennung der Arbeit von Lehrkräften durch das Kultusministerium und die Regierungen als Arbeitgeber sowie Eltern und die Gesellschaft insgesamt ist entscheidend, um ihr Engagement und ihre Motivation aufrechtzuerhalten. Die beste Werbung für das Lehramt sind zufriedene und motivierte Lehrkräfte! Zur Wertschätzung gehört es auch, alles dafür zu tun, dass Lehrkräfte ihre wichtige Arbeit unter bestmöglichen Arbeitsbedingungen erledigen können und Kinder dadurch bestmögliche Lernbedingungen erhalten.

Kontakt
Florian Kohl
stellvertretender Vorsitzender, Bereich Schule
Mobil:  0170 362 33 61