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Stellungnahme

Vorschläge zum dramatischen Lehrkräftemangel

Die Bildungsgewerkschaft GEW Bayern schlägt Alarm: Der Lehrer*innenmangel an den Grund-, Mittel- und Förderschulen hat jetzt dramatische Ausmaße erreicht.

Foto: Kay Herschelmann

Das Kultusministerium hat soeben die Einstellungsnoten für die Grund-, Mittel- und Förderschulen bekannt gegeben. Was für Prüfungsabsolvent*innen natürlich erfreulich ist, die Volleinstellung, hat zur Folge, dass in manchen Bereichen nicht einmal ein Drittel der freien Stellen mit voll ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden können!

Das Kultusministerium versucht, die Lücken  mit „umgeschulten“ Gymnasial- oder Realschullehrer*innen zu füllen, inzwischen auch mit Menschen, die auch nur „irgendetwas“ mit Pädagogik zu tun haben. Die Konsequenzen für die Kolleg*innen, die noch an den Schulen arbeiten, sind gravierend. Sie berichten aus ihrer alltäglichen Praxis: „Fachfremde Kolleg*innen müssen betreut und eingearbeitet werden, Krankheitsausfälle führen zum Aufteilen von verwaisten Klassen, dringend notwendige Doppelbesetzungen werden gnadenlos zusammengestrichen. Alles in allem ist oftmals an einen geregelten Unterricht nicht mehr zu denken.“

Gleichzeitig verfolgt das Ministerium unbeirrt ehrgeizige Pläne:  In den Mittel- und Förderschulen wird Informatik als zusätzliches Pflichtfach eingeführt, die Kollegien müssen Medienkonzepte erarbeiten und zugleich kompetenzorientierte Lehrpläne aktualisieren.

Das führt zu einer stetig steigenden Arbeitsbelastung der Kolleg*innen, das „System Schule“ droht im Grund-, Mittel- und Förderschulbereich „an die Wand gefahren“ zu werden.

Der GEW ist klar, dass voll ausgebildete Kolleg*innen nicht „aus dem Hut zu zaubern“ sind. Dennoch: Der Personalmangel an Grund-, Mittel– und Förderschulen in Bayern ist hausgemacht und Folge einer verfehlten Planung. Geburtenraten, Ruhestandsversetzungen und Ausbildungskapazitäten sind Größen, die bekannt sind und in langfristige Planungen einbezogen werden können. Es ist ein Irrweg zu glauben, das Problem aussitzen zu können und so gleichzeitig eine sukzessive Verschärfung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten an den Schulen in Kauf zu nehmen. Wir brauchen dagegen dringend konkrete Maßnahmen für Entlastungen, um die Gesundheit der Kolleg*innen zu schützen und zu erhalten.

Als Sofortmaßnahmen fordert die GEW:

  • Eine vorübergehende Reduzierung der Stundentafel, um für alle Schüler*innen flächendeckend qualifizierte Bildungsangebote zu sichern und um zu verhindern, dass Unterricht immer mehr zum bloßen Beaufsichtigen von Schüler*innen verkommt
  • Den Lehrer*innenberuf attraktiver machen:  A 13 als Eingangsbesoldung für alle, Aufstiegsmöglichkeiten wie am Gymnasium für alle Lehrämter, höhere Besoldung für Fach- und Förderlehrer*innen, Höhergruppierung für Heilpädagogische Förderlehrer*innen, Heilpädagogische Unterrichtshilfen und Werklehrer*innen
  • Die Evaluation ausgesetzt lassen
  • Den Kolleg*innen die notwendige Zeit lassen, neue Konzepte zu entwickeln und auszuprobieren

Aus Sicht der GEW muss das Kultusministerium reagieren. Ansonsten gerät der Personalmangel durch Erkrankungen und vorzeitige Dienstunfähigkeit womöglich vollends außer Kontrolle.