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GEW ist erstaunt über Äußerungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Franz Maget zu den Schulstrukturen in Bayern

Standesverbände und Kultusministerin Hohlmeier verteidigen stur und einträchtig das auf Auslese basierende gegliederte bayerische Schulwesen. Sie ignorieren dabei sowohl die Ergebnisse von PISA 2000 als auch die von PISA 2003.

 „Dass sie sich nun auch auf den SPD - Fraktionschef Franz Maget berufen können, finde ich erstaunlich“, so der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern, Schorsch Wiesmaier.

Laut Süddeutscher Zeitung vom Wochenende sagte Maget: „Alle internationalen Untersuchungen zeigen keinen beweisbaren Vorteil für ein dreigliedriges oder integriertes System. Die Frage der Dreigliedrigkeit ist nicht der Schlüssel.“

 „Abgesehen davon, dass das Schulsystem in Bayern nicht dreigliedrig, sondern -  wegen der Sonderschulen -  mindestens viergliedrig ist, weiss ich nicht, auf welche Untersuchungen sich Maget bezieht. PISA 2000 und PISA 2003 können nicht damit gemeint sein“, erklärte Wiesmaier.

Bereits PISA 2000 zerstörte den Mythos von der Notwendigkeit der Auslese, mit der die bayerischen Schulstrukturen begründet werden. Viele Länder mit einer Schule für alle erzielten nämlich bessere Ergebnisse als Bayern. Aber nicht nur das. In diesen Ländern geht es an den Schulen auch erheblich gerechter zu als in Bayern. Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und schulischen Leistungen ist dort längst nicht so eng wie in Bayern. In Bayern hat ein Akademikerkind eine zehnmal höhere Chance das Gymnasium zu besuchen als ein Facharbeiterkind.

Die schlechteren Ergebnisse in Deutschland, aber auch in Bayern, und die skandalöse Ungerechtigkeit stehen in engem Zusammenhang mit dem gegliedertem Schulwesen. Zumindest sieht das - im Gegensatz zur SPD -  die OECD so. Dem offiziellen OECD- Bericht zu PISA 2003 ist zu entnehmen:    

 „Der Zusammenhang zwischen Bildungsleistungen und sozialem Hintergrund wird wesentlich durch die Schul- und Schulformwahl beeinflusst. Dieser Zusammenhang, der in anderen Staaten mit ebenso stark stratifizierten und früh selektierenden Bildungssystemen, wie z.B. Österreich, der deutschsprachigen Schweiz, der Tschechischen Republik oder Ungarn, ähnlich ausgeprägt ist, deutet darauf hin, dass das gegliederte Schulsystem einen erheblichen Einfluss auf die ungleiche Verteilung von Bildungschancen in Deutschland hat und damit das Leistungspotenzial eines großen Anteils junger Menschen, einschließlich von Schülern mit Migrationshintergrund, ungenutzt lässt. Diese Resultate legen Zweifel nahe, dass wesentliche Verbesserungen in Bezug auf die Chancengerechtigkeit des Bildungssystems, und damit auch der Gesamtleistung, allein durch die Optimierung des bestehenden gegliederten Bildungssystems erzielt werden können.”

Einfacher ausgedrückt heißt das: Es reicht nicht aus, das bestehende gegliederte System zu verbessern.

So notwendig das auch kurzfristig ist. Da stimmt die GEW selbstverständlich mit vielen aktuellen Forderungen der SPD überein.

„Auch wir fordern mehr Lehrerinnen und Lehrer, kleinere Klassen, mehr ganztägige Angebote, Schulsozialarbeit.

Aber uns geht es perspektivisch auch um die Ersetzung des Prinzips der Auslese, auf dem das gegliederte Schulwesen beruht, durch das Prinzip der Förderung in einer Schule für alle“, äusserte sich Wiesmaier abschliessend. 


Im Auftrag des Landesvorstandes: Wolfram Bundesmann, Geschäftsführer