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Corona-Krise

Mehr Flexibilität für die Studierenden an Bayerns Hochschulen

Die GEW begrüßt die Aufnahme des Vorlesungsbetriebs an den Hochschulen in Bayern am 20. April, fordert aber gleichzeitig die Verantwortlichen auf, den ungleichen Bedingungen vieler Studierender Rechnung zu tragen.

Foto: Paul J. West / shutterstock

Die Wissenschaftsministerien der Länder haben sich zwar auf Leitlinien für das Sommersemester verständigt, diese sind nach Auffassung der GEW jedoch unvollständig und geben den Hochschulen einen maximalen Spielraum bspw. bei der Festlegung der Vorlesungszeiten. In München hat dies bei den Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaften bereits zu Widerstand geführt. Sie haben eine Petition gestartet, mit der sie die geplanten Maßnahmen - eine Verdichtung des Vorlesungsbetriebs mit sechs-Tage-Woche und Vorlesungen bis 22 h Uhr - verhindern wollen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Bayern, hält den Protest für richtig und erwartet von der Landesregierung eine Korrektur, denn das kommende Semester ist keines wie jedes andere. Die Initiative zum "Nichtsemester", die von wissenschaftlichem Personal aus ganz Deutschland initiiert und unterzeichnet wurde, wird von der GEW unterstützt. Die Gewerkschaft begrüßt die Ankündigung des Wissenschaftsministeriums, einschlägige Fristen und Termine im Studium anzupassen. Die häufig sowieso schon schwierige Situation für viele Studierende hat sich mit der Corona-Pandemie nochmal verschärft. Unverschuldet geraten die Betroffenen – dazu zählen auch Angestellte der Hochschulen – in teils schwerwiegende existentielle Probleme. „Diese müssen von der Landesregierung ernst genommen und der Situation muss Rechnung getragen werden", sagt Anton Salzbrunn, Vorsitzender der GEW Bayern.

Nicht wenige der Studierenden engagieren sich ehrenamtlich, müssen ihre Kinder zu Hause betreuen oder Angehörige pflegen.  Das führt dazu, dass sie wenig bis keine Zeit für den Erwerb von Leistungspunkten in den Semesterferien haben. "Wir begrüßen ein freiwilliges Lehr- und Prüfungsangebot, im Rahmen dessen im Sommersemester auch ETCS-Punkte erworben werden können. Dennoch schließen wir uns der Forderung nach einem Nichtsemester an, das nicht auf die Regel- und Höchststudienzeit angerechnet wird. Denn mit Blick auf die aktuelle Lebenssituation vieler Studierender sowie die häufig unzureichende digitale Infrastruktur und Kompetenz im Lehrkörper, können weder die gleichen Bedingungen für alle Studierenden noch ein ausreichendes und qualitativ gutes Studium gewährleistet werden“, so Patrick Weißler, Sprecher der Studierenden in der GEW Bayern.

Die Betroffenen erwarten vom Kultusministerium einen klaren Zeithorizont, ab wann mit einer Entscheidung über die Wiederaufnahme der unterbrochenen Staatsexamensprüfungen für die Lehramtstudierenden gerechnet werden kann. Für den laufenden Prüfungsjahrgang sei die Situation sehr belastend. „Um sich auf die ausgesetzten Prüfungen wieder entsprechend vorbereiten zu können, brauchen die Studierenden einen Zugang zu Bibliotheken und mindestens eine dreiwöchige Vorlaufzeit“, so Christiane Fuchs, ebenfalls Mitglied im Sprecher*innen-Team der Studierenden der GEW Bayern. Zudem solle darüber nachgedacht werden, den Vorbereitungsdienst an Grund-, Mittel- und Realschulen ausnahmsweise auch zum Februar 2021 zu ermöglichen, um eine weitere Verzögerung in der Lehramtsausbildung zu verhindern.

Info:

Jetzt hat sich auch ein breites Bündnis von Studierendenorganisationen mit dem Aufruf „Solidarsemester 2020“ für die Klärung offener Fragen mit Blick auf das Sommersemester und die materielle Absicherung der Studierenden stark gemacht. Der Aufruf wird vom Bundesausschuss der Studentinnen und Studenten (BASS) der GEW unterstützt: https://solidarsemester.de