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Pressemitteilung

Leistungsprämien erhöhen weder die Qualität des Lehrerberufs noch lösen sie den Lehrkräftemangel!

Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger (FDP) fordert eine leistungsorientierte Bezahlung von Lehrkräften, um so den Lehrkräftemangel zu „bekämpfen“. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW) hält davon nichts.

„Leistungen von Lehrkräften sind im pädagogischen Kontext nicht messbar. Eine vermeintlich leistungsorientierte Bezahlung erhöht die Attraktivität des Berufsbildes nicht, sondern sorgt für Unfrieden in den Lehrerkollegien.“

Florian Kohl, stellv. Vorsitzender der GEW Bayern, wundert sich über den Vorschlag der FDP-Politikerin nicht. „Es ist gehört zur neoliberalen Haltung der FDP zu glauben, Lehrkräfte würden sich mehr anstrengen, wenn man sie gegeneinander um eine Prämie in den Wettbewerb bringt. Und Herr Meidinger vom Deutschen Lehrerverband meint zu wissen, wie man gute Lehrkräfte erkennen könne und schlägt vor, sich an den Noten oder dem Abi-Schnitt zu orientieren. Ein guter Lehrer ist, dessen Schüler*innen gute Noten haben? Das ist viel zu kurz gedacht und wird den Kindern nicht gerecht. Die Arbeitsfelder der Lehrkräfte in den verschiedenen Schularten und pädagogischen Kontexten sind vielfältig, es grenzt an Realitätsverweigerung, da die Noten als Kriterium ins Spiel zu bringen. Zumal die Noten von Bildungswissenschaftler*innen immer wieder vollkommen zurecht kritisiert werden. Nein, wir Lehrkräfte brauchen keine Leistungsprämien, wir brauchen gute Arbeitsbedingungen!“

In Bayern gibt es die Leistungsprämie an den Schulen bereits. Schulleitungen sind dafür verantwortlich, besondere Leistungen der Lehrkräfte zu honorieren. Dass das objektiv zugeht, bezweifelt Kohl: „Es ist eben nicht möglich, das Leistungsspektrum einer Lehrkraft zu messen, wenn man sie nicht auf die Notengebung reduzieren will. Innerhalb der Kollegien sorgt das für Frust und Missgunst, weil oft nicht nachvollziehbar ist, warum und wie die Leistungsprämien vergeben werden. Wir sind der Ansicht, dass die Prämien deshalb kontraproduktiv sind, genau wie die dienstliche Regelbeurteilung, die ebenfalls keinen objektiven Kriterien standhalten würde. Und am Lehrkräftemangel ändert eine Leistungsprämie nichts, wie man an der desolaten Situation Bayerns sieht.“

Auch Martina Borgendale, Vorsitzende der GEW Bayern, wundert sich über die Aussagen. „Natürlich ist es wichtig, finanzielle Anreize zu schaffen. Aber was uns kaputt macht, sind die unsäglichen Arbeitsbedingungen: Zu große Klassen, zu wenig Zeit, zu viel Bürokratie, immer größere pädagogische Anforderungen, marode Schulen. Kollegien sind darauf angewiesen, die Probleme möglichst in funktionierenden Teams anzugehen. Da braucht es keinen Wettbewerb untereinander um Leistungsprämien. Der Vorschlag, bessere Aufstiegsmöglichkeiten anzubieten, ist prinzipiell gut. Wir schlagen eine Regelbeförderung für alle Lehrämter vor und die Abschaffung der dienstlichen Regelbeurteilung in ihrer jetzigen Form. Anlassbeurteilungen für Funktionsämter reichen vollkommen.“

Martina Borgendale ist sich sicher: „Die beste Bildungsarbeit passiert da, wo Kollegien als Teams arbeiten, wo Schulleitung moderierend und motivierend statt autoritär agiert, wo es eben keinen Leistungsdruck und kein Konkurrenzempfinden innerhalb des Kollegiums gibt, sondern man die Probleme gemeinsam angeht. Es ist menschenfeindlich, Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen zu immer höheren vermeintlich messbaren Leistungen drängen zu wollen und damit regelmäßig in die Überlastung und Krankheit zu treiben. “

Kontakt
Florian Kohl
stellvertretender Vorsitzender, Bereich Schule
Mobil:  0170 362 33 61
Kontakt
Martina Borgendale
Vorsitzende
Adresse Neumarkter Straße 22
81673 München
Telefon:  089 544081 – 17