Pressemitteilung
Kein Platz für Wehrunterricht an Bayerns Schulen!
Die GEW Bayern nimmt mit großer Besorgnis den aktuellen Diskurs über Verteidigung als Schulfach zur Kenntnis. Ein Artikel des Bayerischen Rundfunks wirft die Frage auf, ob ein verpflichtender „Verteidigungsunterricht“ wie in Lettland auch in Bayern denkbar sei.

Die Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, Simone Fleischmann, dachte in einem BR-Interview laut darüber nach, wie Schüler*innen "kriegstauglich" gemacht werden könnten, indem sie etwa lernen, wie man ein "Maschinengewehr bedient" oder sich "im Wald orientiert". Für sie sei das "Selbstverteidigung im kriegerischen Bereich", und sie mache sich allenfalls Sorgen, "dass man aber auch die psychologische Kompetenz schulen muss".
"Ich kann nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet die Vertretung eines Lehrkräfteverbandes solche Gedankenspiele in die Öffentlichkeit trägt. Sie widersprechen dem Bildungsauftrag unserer Schulen und sind unvereinbar mit einer demokratischen Erziehung. Aus friedenspolitischer Perspektive und im Einklang mit unseren gewerkschaftlichen Grundsätzen stellen wir klar: Eine Militarisierung der Schule ist mit einer demokratischen und friedensorientierten Bildung unvereinbar", erklärt Florian Kohl, stellvertretender Landesvorsitzender der GEW Bayern.
Für die Bildungsgewerkschaft erinnert die Diskussion über militärische Ausbildung an Schulen in Deutschland an dunkle Kapitel der Geschichte: den Wehrunterricht in der DDR und die Kriegserziehung im Dritten Reich. „Unsere Schulen können und dürfen keine Orte sein, an denen der Umgang mit Waffen geübt wird. Schulen müssen Orte sein, die jungen Menschen Halt geben und Raum für Emotionen lassen. Mehr denn je ist es wichtig, auch das aktuelle Weltgeschehen differenziert zu thematisieren und zu reflektieren“, sagt Kohl.
"Anstatt Schülerinnen und Schüler mit militärischen Inhalten zu konfrontieren, brauchen wir eine verstärkte Friedens- und Demokratieerziehung. Hier stimmen wir den Ausführungen von Frau Fleischmann zu. Junge Menschen müssen lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen, kritisches Denken zu entwickeln und sich aktiv für eine demokratische Gesellschaft einzusetzen können. Der Schutz der Menschenrechte, das Völkerrecht und die Prinzipien der Friedenspädagogik müssen im Mittelpunkt schulischer Bildung stehen", ergänzt Kohl.
Markus Weinberger, für die GEW Mitglied im Hauptpersonalrat, fordert das bayerische Kultusministerium und alle bildungspolitischen Akteure auf, sich klar gegen jegliche Formen militärischer Ausbildung an Schulen zu positionieren. "Schulen sind Orte des Lernens, nicht der Militarisierung! Wir brauchen keine Soldaten in Klassenzimmern, sondern mutige Lehrkräfte, die junge Menschen in ihrer demokratischen Entwicklung unterstützen", postuliert Weinberger.
Für die GEW steht fest: Deutschland hat sich mit der UN-Kinderrechtskonvention dazu verpflichtet, Kinder vor der Rekrutierung in bewaffnete Konflikte zu schützen. Artikel 38 der Konvention fordert die Staaten auf, sicherzustellen, dass Personen unter 18 Jahren nicht zwangsweise zum Militärdienst herangezogen werden. "Auch der Beschluss 'U18 Nie!' der GEW Bayern bekräftigt unsere Haltung gegen die Rekrutierung Minderjähriger und fordert ein Ende von Werbemaßnahmen der Bundeswehr an Schulen", bekräftigt Weinberger die ablehnende Haltung gegen eine zunehmende Militarisierung der Schule.
GEW Fachgruppe Grund- und Mittelschule
Im HPR für die Gruppe der Lehrer*innen an Grundschulen und Mittelschulen