In diesem Zusammenhang betont die GEW, dass ihr Vorschlag einer vorübergehenden Reduzierung der Stundentafel an diesen Schularten eine von mehreren vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen in einer ganzen Reihe von Forderungen ist, um Bildungsqualität und Unterricht in Bayern zu verbessern – und zwar zum Nutzen aller, für Schülerinnen und Schüler, für Lehrkräfte und Eltern. Alle vorgeschlagenen Maßnahmen finden sich in der Pressemitteilung der GEW vom 24. Juli 2019.
Dazu gehört dringend auch eine weitreichende Reform der Lehrkräfteausbildung und eine sofortige Erhöhung der Zahl der Studienplätze für die betroffenen Lehrämter – die aktuelle Studie von Klaus Klemm für die Grünen im Bayerischen Landtag hat darauf deutlich hingewiesen.
Sehr wichtig und zielführend ist für die GEW die Forderung nach gleicher Bezahlung für die Lehrer*innen aller Schularten, also die Bezahlung auch für Grund- und Mittelschullehrkräfte nach der Gehaltsstufe A 13 zu Beginn ihrer Tätigkeit. Minister Piazolo behauptet noch immer, dass eine Anhebung der Gehälter die Arbeit an den Mangel-Schularten „kurzfristig“ nicht attraktiver machen würde. Die Schulminister*innen zahlreicher anderer Bundesländer, zuletzt in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, sehen das ganz klar anders und haben längst Konsequenzen in Richtung der Forderung der GEW gezogen. Mittelfristig und durchaus auch kurzfristig könnte eine Angleichung der Gehälter helfen, Gymnasial- und Realschullehrkräfte nach einer Zusatzqualifizierung auch dauerhaft an den Grund- und Mittelschulen zu halten.
Der GEW geht es darum, dass das Problem Lehrkräftemangel bei einer vorübergehenden Kürzung der Stundentafel gerade nicht „auf dem Rücken“ von Schüler*innen ausgetragen wird. Zentral sind für die GEW die Unterrichtsqualität für die Kinder und Jugendlichen und der Erhalt der Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer. Wenn ein Unternehmen nicht alle Aufträge, die hereinkommen, bearbeiten kann, muss es sich überlegen, ob es all diese Aufträge auch wirklich annimmt - das ist die klare Analogie zur Situation des Unterrichts an den betroffenen Schularten.
Die GEW Bayern fordert Minister Piazolo auf, endlich konkrete Zahlen zu Mangel und Bedarfsdeckung zum neuen Schuljahr zu nennen. Nur so könne gemeinsam sinnvoll an einer Verbesserung der Situation gearbeitet werden. Pauschale Zahlen von „neu“ einzustellenden Lehrer*innen helfen leider nicht weiter. Das Kultusministerium muss hier eine veritable Transparenzoffensive starten. Neue Stellen nützen niemandem, wenn sie nicht besetzt werden können.
Das Problem des aktuell so massiven Lehrkräftemangels ist hausgemacht. Herr Piazolo ist allerdings noch nicht einmal ein ganzes Jahr im Amt. Die Probleme für die bayerische Bildungslandschaft haben eine Vorgeschichte – und die geht auf das Konto der mitregierenden CSU, die über Jahrzehnte allein verantwortlich zeichnete.