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Schule

Corona und benachteiligte Schüler*innen

Leidtragende der Schulschließungen sind vor allem die Kinder finanziell benachteiligter Familien. Die GEW fordert Maßnahmen, benachteiligte Kinder zusätzlich zu unterstützen.

Pixabay CC

Es braucht laut der GEW Bayern ein Konzept zur Einhaltung der Bildungsgerechtigkeit. In Bayern sind rund 250 000 Kinder von Armut bedroht. Gerade ärmere Kinder leiden besonders an den Folgen der Corona-Einschränkungen, wenn sie in der Wohnung eingeschlossen und aus den Schulen ausgeschlossen sind. Viele Kinder haben keinen angemessenen Arbeitsplatz, geschweige denn notwendige Arbeitsgeräte. Wichtige Tagesstrukturen sind weggefallen.

Dazu Ruth Brenner, Sprecherin der GEW Landesfachgruppe Grund- und Mittelschulen: „Durch die Schul- und Kitaschließungen fällt für viele Kinder das kostenlose Mittagessen weg. Einen onlinefähigen Computer für Schulaufgaben gibt es trotz der Förderprogramme immer noch nicht für alle Bedürftigen. Wenn dann noch sämtliche außerschulischen Angebote, wie Sport- und Spielstätten oder Jugendhäuser wegfallen, haben ärmere Familien kaum noch Chancen, die staatlichen Einschränkungen auszugleichen. Viele Eltern sind durch den wirtschaftlichen Lockdown zudem in großer Sorge. Sie wissen nicht, wie es finanziell weitergehen soll, haben Angst vor Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit.“

Kinder aus wohlhabenderen Familien hingegen haben weitgehend genügend Raum und Freizeitmöglichkeiten, meist einen Computerarbeitsplatz und sie werden bei Schulaufgaben unterstützt. Das bedeutet, dass die Bildungsungleichheit in der Gesellschaft zunimmt. Corona ist auch hier ein Brandbeschleuniger: Das bayerische Bildungssystem war auch vor Corona gekennzeichnet von Chancenungleichheit und Bildungsungerechtigkeit.

„Besonders im Sinne der Chancengerechtigkeit und des sozialen Lernens bleibt es wichtig, das Ziel einer durchdachten Öffnung der Schulen unter Einbezug der Beteiligten vor Ort nicht aus den Augen zu verlieren. Präsenz trägt erheblich zur Chancengerechtigkeit und zur gesunden Entwicklung von Kindern bei. Es bleibt unverständlich, weshalb die Politik nun wiederum zwischen ganz oder gar nicht entscheidet, statt vernünftige Zwischenlösungen und Stufenpläne zu erarbeiten“, hält Christiane Wagner, die Sprecherin der GEW Fachgruppe Grund- und Mittelschulen München, fest.

Es ist dringend nötig, kompensatorische Zusatzangebote vor allem für benachteiligte Schüler*innen zu machen. Hier sollten Schulen und Jugend- und Sozialarbeit eng zusammenarbeiten.

Es müssen dringend Ideen umgesetzt werden, die die Nachteile der Schul- und Kitaschließungen abmildern:

  • Lernräume (Stichwort „study halls“) mit bereitgestellten digitalen Arbeitsplätzen und personeller Unterstützung
  • Notbetreuung in Schulen nach Bedürftigkeit und unter Berücksichtigung der häuslichen Situation der Schüler*innen auch auf Initiative von Lehrkräften und anderen pädagogischen Unterstützer*innen
  • Betreuung benachteiligter Kinder und Jugendlicher in Jugendsozialeinrichtungen
  • Kleingruppenbetreuung benachteiligter Jugendlicher zum Austausch ihrer Sorgen und Nöte (dies ist digital in beengten Wohnverhältnissen nicht möglich)

Außerdem sollte sozialpolitisch ein Sofortprogramm installiert werden, das arme Familien in der Corona- Krise unterstützt. Allen Familien, die Anspruch auf Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket haben sollten die Kosten für coronabedingte Ausgaben wie z.B. FFP 2 Masken (auch für Kinder), Notebooks und andere digitale Lernmittel erstattet werden. Auch der Abschluss einer Haftpflichtversicherung für Leihgeräte kann hilfreich sein. Die Einhaltung des Gesundheitsschutzes muss dabei selbstverständlich gewährleistet sein.

Kontakt
Ruth Brenner
Mitglied im Hauptpersonalrat
Mobil:  0172 9600306

GEW Fachgruppe Grund- und Mittelschule, Förderlehrerin

Im HPR für die Gruppe der Lehrer*innen an Grundschulen und Mittelschulen