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Pensionär*innen in den Schuldienst

Bildungsgewerkschaft GEW fassungslos über Schreiben des Kultusministeriums

Mitten in der Corona-Krise und den Schulschließungen wendet sich das Kultusministerium an alle pensionierten Lehrkräfte.

In einem mehrseitigen Schreiben werden sie zur Wiederaufnahme ihrer Lehrtätigkeit an den Schulen ab September gebeten, um dem Lehrkräftemangel an den bayerischen Grund-, Mittel- und Förderschulen Herr zu werden.

Die GEW Bayern stellt dazu fest: Was schon zu normalen Zeiten problematisch ist, wird in Zeiten von Corona unmöglich. Die Gewerkschaft fragt sich: Wo bleibt die Fürsorgepflicht des Kultusministeriums? Selbst jetzt bei der schrittweisen Wiederöffnung der Schulen geht es nicht an, dass Lehrkräfte, die zu den Risikogruppen gehören, wieder unterrichten sollen. Hinzu kommt, dass der Brief auch an Lehrkräfte ging, die unter keinen Umständen mehr unterrichten dürfen.

„Was hat sich das Kultusministerium dabei gedacht, in Zeiten wie diesen, einen solchen Brief zu versenden?“ fragt sich die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Martina Borgendale, selbst Lehrerin und Personalrätin an einer Nürnberger Schule. „Nun die pensionierten Lehrkräfte zu reaktivieren, wenn auch erst ab September, geht gar nicht!“

Nach Ansicht der GEW müssen alle Lehrkräfte geschützt werden, besonders diejenigen, die zur Risikogruppe laut Robert-Koch-Institut gehören. Dazu zählen eben auch jene, die über 60 Jahre alt sind. Für viele notwendige Schutzmaßnahmen müssen jetzt erst die Voraussetzungen in den Schulen geschaffen werden, z. B. eine ausreichende Zahl von Schutzmasken zur Verfügung zu stellen.
Daher fordert die GEW dringend vom Kultusministerium, auf den Einsatz von pensionierten Lehrkräften zu verzichten. Vielmehr müssen z. B. alle jungen Lehrkräfte, die ihre Lehramtsprüfung erfolgreich absolviert haben, unabhängig vom Notendurchschnitt, eingestellt werden. Zur Behebung des Lehrkräftemangels hat die GEW einen 10-Punkte-Plan und weitere kurzfristige Maßnahmen erarbeitet.

 „Jetzt rächt sich noch mehr, dass besonders unter den Vorgängern von Kultusminister Piazolo, allesamt CSU-Minister, der sich anbahnende Lehrkräftemangel an diesen Schularten ignoriert wurde,“ so der GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn.

 „Die Corona-Krise sollte spätestens jetzt Grund genug sein,“ schlägt der GEW-Landesvorsitzende vor, „um beim Kultusministerium einen runden Tisch mit Gewerkschaft und Lehrkräfteverbänden einzurichten zur Klärung der notwendigen Maßnahmen zur Unterrichtsversorgung“.

Kontakt
Anton Salzbrunn
Bereich Tarifpolitik
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