Heilpädagogische Förderlehrer*innen
Ausbeutung der Heilpädagogischen Förderlehrkräfte endlich beenden!
Offener Brief an den Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes des Landtages.
Es handelt sich um eine kleine Berufsgruppe in Bayern, die aber eine sehr wichtige Arbeit macht: Heilpädagogische Förderlehrkräfte unterrichten Kinder mit Behinderungen und unterstützen sie dabei, bestmöglich zu lernen. „Seit Jahren leistet diese Berufsgruppe mehr, als sie eigentlich müsste. Dabei werden sie schlechter bezahlt als Lehrkräfte, obwohl sie in vielen Bereichen das gleiche machen. Wir brauchen hier dringend eine Aufwertung des Berufs und bessere Bezahlung“, sagt Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern.
Nach einer Abstimmung über die Plattform openPetition hatte im Herbst 2021 eine Gruppe von Heilpädagogischen Förderlehrer*innen eine Petition beim Bayerischen Landtag eingereicht und eine höhere Eingruppierung gefordert. Die von der GEW Bayern unterstützte Petition wurde im Mai 2022 im Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes behandelt und als „Material“ an die Staatsregierung überwiesen. Das Kultusministerium muss sich nun mit den Unterlagen beschäftigen und prüfen, wie weit die Forderungen umgesetzt werden können.
„Zwischenzeitlich erreichen uns zunehmend Rückfragen von Kollegen*innen zum Stand der Entwicklung“, sagt Claudia Kränzlein, Heilpädagogische Förderlehrerin und die Sprecherin der Petition, die sich noch einmal mit einem Offenen Brief an die zuständigen Ausschussmitglieder gewandt hat. „Seit Jahrzehnten kämpft diese Berufsgruppe für eine bessere Eingruppierung und höhere Entlohnung. Wir haben nach unserer Erstausbildung eine anspruchsvolle berufsbegleitende Zusatzausbildung absolviert und wollen nun endlich die verdiente Anerkennung für unsere fachlich qualifizierte Arbeit.“
„Wir haben bereits Vorschläge gemacht“, so Florian Kohl. „Der Beruf muss per Gesetz raus aus den „sonstigen pädagogischen Berufen“. Das sind Heilpädagogische Förderlehrer*innen, sie leisten eine wichtige Arbeit und dementsprechend muss man sie auch behandeln. Die Betroffenen sind es leid, ausgebeutet zu werden. Wir erwarten ein klares politisches Signal von der Bayerischen Staatsregierung.“
Hintergrundinformationen
Die Heilpädagogischen Förderlehrer*innen sind ausgebildete Erzieher*innen oder Heilerziehungspfleger*innen, aber auch Heilpädagog*innen. Nach einer zweijährigen berufsbegleitenden, staatlich organisierten Zusatzausbildung arbeiten sie als Heilpädagogische Förderlehrer*innen in Förderschulen, Schulvorbereitenden Einrichtungen, Mobilen Sonderpädagogischen Hilfen oder Mobilen Sonderpädagogischen Diensten. Sie sind bestens und hoch spezialisiert ausgebildet und verknüpfen Heilpädagogik mit Unterrichtsgestaltung. Sie arbeiten eng mit den Sonderpädagog*innen an Förderschulen zusammen und gestalten eigenständig Unterricht.
Verglichen mit der Bezahlung der Berufsgruppen, aus denen sie kommen, ist die Vergütung nicht attraktiv. So verdient ein*e Erzieher*in in der Tätigkeit mit Kindern mit Integrationsbedarf in außerschulischen Einrichtungen deutlich mehr. Die höhere Qualifikation spiegelt sich nicht im Gehalt wider. Verglichen mit anderen Lehrer*innen sind Heilpädagogische Förderlehrer*innen am unteren Ende der Einkommensskala. Man könnte zugespitzt sagen: „Wie Lehrer*innen, nur billiger.“
Eine Umfrage aus dem Jahr 2021 belegt die hohen und ständig steigenden Anforderungen an diese Berufsgruppe. Dort wurde auch der große Wunsch nach mehr Wertschätzung deutlich geäußert.