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Bewerbung als Vorsitzende der GEW Bayern

Martina Borgendale

Ich bin 43 Jahre alt und arbeite seit 2008 an einer kommunalen gebundenen Ganztagsrealschule in Nürnberg. Zehn Jahre war ich dort im örtlichen Personalrat und seit 2016 im Stufenpersonalrat der Stadt Nürnberg für Gymnasien und Realschulen. Im GEW-Kreisverband Nürnberg bin ich seit 2015 Mitglied im Kreisvorstand. Auf Landesebene war ich seit 2017 stellvertretende Vorsitzende und 2020 habt ihr mich zu eurer Vorsitzenden gewählt.

Gewerkschaftstag am 23. Juni 2022 in Leipzig (Foto: Kay Herschelmann).

Gerne würde ich weiterhin als Vorsitzende an meine Erfahrungen und Arbeit der letzten zwei Jahre anknüpfen. Zum Beispiel möchte ich mich dafür einsetzen, dass Markus Söder sein Wahlversprechen hält und auch in Bayern endlich A 13 für Grund- und Mittelschullehrer*innen einführt. Söder kündigte es vollmundig an – allerdings nur stufenweise und beginnend mit den Lehrkräften an den Mittelschulen. Wir wollen aber keine zeitliche Verzögerung und keine Ungleichbehandlung der Schularten.

Die GEW Bayern hat ein hervorragendes Konzept zur Reform der Lehrer*innenbildung erarbeitet, das dem Lehrkräftemangel durch flexiblere Einsetzbarkeit an den Schularten entgegenwirken würde. Politisch scheint nun auch in Bayern die Zeit gekommen zu sein, die bisherige Lehrer*innenbildung infrage zu stellen. Zum Jahreswechsel haben wir den Versand des Konzeptes an den Ministerpräsidenten, das Kultusministerium und die bildungspolitischen Sprecher*innen der Fraktionen vorbereitet. Ich möchte dazu beitragen, dass sich die Ideen der GEW Bayern in der politischen Debatte dazu wiederfinden.

Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen sind ebenfalls Mangelware. Durch den Ausbau des Ganztags im Rahmen des Ganztagsförderungsgesetzes werden viele neue Stellen notwendig. Nur fehlen die Köpfe, um diese Stellen zu besetzen. Wie bei Lehrkräften darf der Fachkräftemangel nicht dadurch gelöst werden, dass Anforderungen an die Qualifikation abgesenkt werden. Das hilft niemandem und belastet die Fachkräfte nur zusätzlich.

Deshalb müssen diese Berufe noch attraktiver werden. Dies muss sich in besseren Arbeitsbedingungen und auch in besserer Bezahlung ausdrücken. In der letzten Tarifrunde im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst konnten wir einige Verbesserungen erreichen. Wir sind aber noch lange nicht da, wo wir hinwollen.

Auch im Bereich Hochschule und Forschung haben wir große Herausforderungen zu meistern. Das Befristungsunwesen muss endlich beendet werden. Dazu hat die GEW auf Bundesebene auch einen Gesetzesentwurf erarbeitet, um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz zu reformieren. Darüber hinaus fordern wir auch einen umfangreichen tarifvertraglichen Schutz für alle Beschäftigten im Bereich der Wissenschaft und Forschung. Dazu gehört es auch, dass die studentischen Beschäftigten endlich einen Tarifvertrag bekommen (TVStud).

In der Erwachsenenbildung sind die Probleme ähnlich. Die hoch qualifizierten Arbeitskräfte werden wesentlich schlechter bezahlt als ihre Kolleg*innen in den öffentlichen Bildungseinrichtungen. Hier versuchen wir mit Haustarifverträgen entgegenzuwirken. Befristungen und unfreiwillige Teilzeit sind hier ebenfalls gang und gäbe. Und nicht zu vergessen: die prekäre Situation bei den Scheinselbstständigen. Wir fordern deshalb gemeinsam mit dem DGB Bayern ein Tariftreuegesetz für den Freistaat.

Die hohe Inflation und die stark gestiegenen Energiekosten sind für Haushalte mit niedrigem Einkommen ein großes Problem. Wir dürfen die Sorgen dieser Menschen nicht anderen überlassen. Deshalb war es genau richtig, für die laufende TVöD-Tarifrunde 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro als Forderung zu beschließen.

In den vergangenen zwei Jahren ist es uns immer besser gelungen, in den Medien und sozialen Netzwerken sichtbar zu werden. Diesen Kurs müssen wir fortsetzen, um der GEW Bayern in der bildungspolitischen Diskussion weiterhin mehr Gewicht zu verleihen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn mir die Delegierten wieder ihr Vertrauen schenken würden und ich weitere drei Jahre als Vorsitzende der GEW Bayern arbeiten dürfte.