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Martina Borgendale gratuliert Antifaschisten und Gewerkschafter

Gratulation an Ernst Grube zum 90. Geburtstag

Zum runden Geburtstag gratuliert die GEW Bayern ihrem Mitglied Ernst Grube. Seine Familie wurde von den Nazis verfolgt: Die Mutter als Jüdin, der Vater als Kommunist. Der Holocaust-Überlebende kämpfte für seine gewerkschaftliche und politische Überzeugung. Heute ist er Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und des Kuratoriums der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Wir veröffentlichen Auszüge aus dem Glückwunschschreiben der Landesvorsitzenden Martina Borgendale

Bild: Martin Löwenberg und Ernst Grube KZ Dachau, Quelle: Franz Meier auf Wikimedia, Lizenz: CC-by-sa 2.0/de
Bild: Martin Löwenberg und Ernst Grube KZ Dachau, Quelle: Franz Meier auf Wikimedia, Lizenz: CC-by-sa 2.0/de

Lieber Kollege Ernst Grube,

zu Deinem runden Geburtstag möchte ich Dir im Namen des bayerischen Landesverbands Deiner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft herzlich gratulieren!

Schon als Jugendlicher hast Du dich engagiert. Für Deine gewerkschaftliche Tätigkeit wurdest Du in den 1950er-Jahren zu Gefängnishaft verurteilt, wegen Deiner Mitgliedschaft in der illegalisierten FDJ und KPD abermals. Ob in der IG BAU, im gewerkschaftlichen Arbeitskreis der Studenten oder später als Berufsschullehrer in der GEW – Dein politisches Engagement ist von Deiner gewerkschaftlichen Überzeugung nicht zu trennen. Auch heute gehören Gespräche mit Dir zum Bildungsangebot verschiedener DGB-Gliederungen, lernen Dich dort viele junge Aktive als Antifaschisten kennen.

Das faschistische Terrorregime hat Dir deine Kindheit und einen Teil Deiner Familie genommen. Als die Hauptsynagoge in München abgerissen wurde, warst Du sechs Jahre alt. Danach deportierten Sie Dich und Deine Familie als Juden, Deinen Vater verfolgten sie als Kommunisten. Die Befreiung des Ghettos Theresienstadt durch die Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee erlebtest Du als zwölfjähriger Junge. Heute bist Du vielen jungen Menschen als Zeitzeuge bekannt, der von den Gräueln der Nazizeit berichten kann. Dein Engagement als Überlebender des Holocaust zeigt sich auch in Deiner Funktion als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und Deinem Engagement in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA).

Auch das Engagement für die VVN-BdA wurde geheimdienstlich verfolgt, Dein Name deswegen noch vor wenigen Jahren im Bayerischen Verfassungsschutzbericht erwähnt. Doch Dein streitbarer Einsatz für gesellschaftliche Aufklärung hat dazu beigetragen, dass diese skandalöse Beurteilung revidiert wurde. Es war dies nicht der erste Versuch, Dich einzuschüchtern, der misslang:

Als es um Deine Anstellung als Lehrer bei der Landeshauptstadt München ging, sollte Dir diese wegen deiner politischen Gesinnung verwehrt werden. Doch Du hieltst ihnen den Judenstern-Aufnäher entgegen, den Du unter den Faschisten tragen musstest, und konntest so ein Berufsverbot abwehren. Bis heute setzen wir uns als Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft für die Rehabilitierung verfolgter Demokrat*innen und gegen aktuelle Versuche für eine Neuauflage von Berufsverbot und Regelanfrage ein.

Gemeinsam streiten wir heute als Demokrat*innen, Antifaschist*innen und Kriegsgegner*innen für eine solidarische Welt, in der Chancengleichheit und Zusammenhalt Vorrang haben vor Ausgrenzung und Diskriminierung.

Vor Jahrzehnten gehörtest Du zu den ersten, die zu den Ostermärschen gegen Aufrüstung und für Frieden aufgerufen haben. Wir begrüßen Dein Engagement für Initiativen wie der Aktion Mohnblume oder für jüdisch-palästinensischen Dialog und Frieden in Europa und der Welt. Bei diesen Aktionen stehen wir oft zusammen. Auch wir verurteilen den Krieg in der Ukraine und sprechen uns für Verhandlungen und gegen militärische Aufrüstung aus.

Zu Deinem Geburtstag wollen wir bekräftigen, was wir Dir letztes Jahr zum Münchner Ehrenpreis geschrieben haben: Es erfüllt uns mit Stolz, Persönlichkeiten wie Dich in unseren Reihen zu wissen!

Mit kollegialen Grüßen

Martina Borgendale
Landesvorsitzende