Nachruf
Wir trauern um einen Gewerkschaftslinken
Nachdem wenige Wochen zuvor seine Frau Brigitte für uns alle sehr überraschend gestorben war, traf uns nun die Nachricht, dass am 23. Mai unser Kollege Eberhard Rauch von uns gegangen ist.
Beide waren gut 50 Jahre in der GEW.
Eberhard war engagierter Hauptschullehrer, lange Jahre in Waldaschaff, später an der Mittelschule Hösbach, von wo er in Pension ging.
Er hat nahezu von Anfang an in den 70er Jahren tatkräftig den Kreisverband Aschaffenburg mit aufgebaut. Anfang der 2000er hat er auch für einige Jahre den Vorsitz im Kreisvorstand übernommen.
Als Aktivist der Studentenbewegung und Mitherausgeber des „Wörterbuchs Kritische Erziehung“ brachte er immer die Notwendigkeit einer politisch-ökonomischen Gesellschaftsanalyse und einer entsprechenden politischen Bildung von GewerkschaftskollegInnen ein. Sei es am GEW-Stammtisch, an den MV-Abenden oder darüber hinausgehend als der „Begründer“ und Motor des Aschaffenburger GEW-Sommerseminars. Eberhard organisierte es 1981 zum ersten Mal, initiierte die jährlichen Planungen und leitete die Seminare bis 2004. Schon ab Mitte der 90er Jahre wurde es als das unterfränkische GEW-Sommerseminar im Landesverband bekannt und schließlich ab 2012 als das Sommerseminar der GEW Bayern in die Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der GEW Bayern integriert. Damit floss bis 2018 sein „Vermächtnis“ in die Koordination dort deutlich ein. Das Sommerseminar lebt immer noch. Es wird derzeit von der AG Perspektiven in der GEW Bayern organisiert, in der Eberhard von Anfang an so lange mitarbeitete, wie es seine gesundheitliche Situation erlaubte.
Die politischen Diskussionen, sei es um die politisch-ökonomischen Grundlagen, sei es um die tagespolitischen Themen, waren für Eberhard essentiell. In den späten 90er Jahren war er Mitglied im Politischen Club Aschaffenburg. Als der dann 2002 in Attac Aschaffenburg aufging, darf Eberhard auch hier als Mitbegründer angesehen werden. Gerne besuchte er die Attac-Sommerakademien und pflegte dort Kontakte zu Referenten wie Frank Deppe, Joachim Bischoff oder Jörg Huffschmid.
Etliche Jahrzehnte bis 2004 war Eberhard im Örtlichen Personalrat, wo er konsequent – oft gegen die Mitglieder aus den administrationsorientierten Verbänden – die Interessen der Beschäftigten im Schulamtsbereich Aschaffenburg (Land) vertrat. Obwohl in den letzten Jahren immer mehr an den Rollstuhl gebunden, nahm er mit Unterstützung von Brigitte nach seinen Möglichkeiten am gewerkschaftlichen Leben im Kreis teil.
Mit Eberhard und Brigitte ging ein wichtiger Teil der lebendigen Geschichte unseres GEW Kreisverbandes.
An diesen harten Schicksalsschlägen, die die beiden Söhne in kurzer Folge getroffen haben, nehmen wir tief Anteil. Wir sind erschüttert.