Zum Inhalt springen

DDS März 2020

Uns reicht's

»Uns reicht‘s!« – Dies skandierten seit Januar Lehrkräfte aus Grund-, Mittel- und Förderschule bei mehreren Kundgebungen in Bayern.

Sie lehnen das Maßnahmenpaket von Bildungsminister Piazolo ab und machen sich Luft, denn sie arbeiten seit Jahren am Anschlag. Den Lehrkräftemangel prangert die GEW seit vielen Jahren an. Doch weder
Piazolo noch sein Vorgänger Spaenle wollten davon etwas wissen: »Lehrkräftemangel in Grund-, Mittel- und Förderschule? Gibt’s bei uns nicht!« – so das gebetsmühlenartige kultusministerielle Mantra. Doch plötzlich ist er dann auch beim Minister angekommen, ausbaden sollen ihn jetzt die Lehrkräfte. Verschlechterungen wird es nicht nur bei der Antragsteilzeit, sondern auch beim Antragsruhestand geben. Freistellungsmodelle wie das Sabbatjahr sollen der Vergangenheit angehören und die Unterrichtspflichtzeit der Grundschulkolleg*innen wird vorübergehend um eine Stunde pro Woche erhöht.


Kultusminister Piazolo nötigt mit seinem Maßnahmenpaket uns, die DDS-Redaktion, mit einer langen Tradition zu brechen: Der traditionelle Schwerpunkt der Ausgabe 3 zur Geschlechtergerechtigkeit – am 8. März ist Internationaler Frauentag – wird dieses Jahr erst in der DDS 4 erscheinen. Damit zieht sich ein roter Faden durch diese beiden Hefte: Als Grundschullehrer*innen arbeiten zumeist Frauen. Und siehe
da, auch sie werden schlechter als ihre Kolleg*innen in allen anderen Schularten bezahlt. Die angedrohte Maßnahme, die Teilzeitarbeit ab nächstem Schuljahr einzuschränken, trifft ebenfalls wieder zumeist Frauen. Denn auch im privaten Bereich ist Gendergerechtigkeit noch lange nicht angekommen: Nach wie vor sind es mehrheitlich Frauen, die putzen, kochen und die Kinder zu Bett bringen. Um alles zu meistern, ist Teilzeit für viele von ihnen eine Option. Andere wählen dieses Modell, weil sie aufgrund der jahrelangen Belastung im Schulalltag Vollzeit nicht mehr schaffen. Und wieder andere sehen darin eine Fürsorgemaßnahme sich selbst gegenüber. Als Dienstherr müsste hierfür eigentlich Kultusminister Piazolo einstehen.