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DDS Ausgabe Juli/August

Ungleichheit im Blick

Die Ausgabe der DDS für die Monate Juli/August 2021 hat die "Ungleichheit im Blick".

Im Juli letzten Jahres veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Studie, die die prozentuale Verteilung der Vermögen in Deutschland im Vergleich zu vorherigen Studien korrigierte. Demnach besitzt ein Zehntel der Bevölkerung in Deutschland nicht – wie bisher angenommen – 59 Prozent der Vermögen, sondern 67 Prozent. Nimmt man das reichste Prozent der Bundesbürger*innen in den Blick, zeigt sich, dass dieses 35 Prozent des Gesamtvermögens ihr Eigen nennt. Bisher ging man von knapp 22 Prozent aus. Angesichts von Corona und der damit verbundenen, üppigen Staatshilfen für Großunternehmen und Konzerne bzw. Notgroschen für Soloselbstständige, Armutsbedrohte und Arme werden künftige Statistiken zur Vermögensverteilung noch verheerendere Ergebnisse liefern, darüber sind sich Expert*innen schon jetzt einig.

Trotzdem raten die Autor*innen der DIW-Studie von einer Neiddebatte ab. Neidisch könnte man aber schon werden, wenn man bedenkt, dass z. B. Lufthansa bei einem Jahresumsatz von 36,4 Mrd. EUR (2019) ein Unterstützungspaket in Höhe von 9 Mrd. EUR erhielt, obwohl das Unternehmen die Steueroasen Malta, Irland, Schweiz, Kaimaninseln, Guam, Niederlande, Panama, Singapur und Vereinigte Arabische Emirate kräftig nutzt. An Umweltauflagen waren die Hilfen übrigens auch nicht gebunden. Dafür profitierte das Unternehmen zudem von der Kurzarbeit (vgl. fragdenstaat.de/aktionen/coronahilfen).

Demgegenüber wurden Hartz-IV-Empfänger*innen einmalig mit lediglich 150 EUR abgespeist. Eine lächerliche Summe. Hartz IV beantragen mussten auch viele GEW-Mitglieder, z. B. die Soloselbstständigen aus der Erwachsenenbildung, die – von Coronahilfen meist ausgeschlossen – schnell mittellos wurden.

Richtig ist aber, dass Neid nicht weiterhilft, wenn das Augenmerk auf dem Ziel, die Verhältnisse zu ändern, liegt. Hierfür ist Gegenwehr das Mittel der Wahl: Bundesweit stellen bereits einige Bündnisse berechtigte Forderungen auf. In Bayern demonstrierten anlässlich der Gesundheitsminister*innenkonferenz am 16. Juni die Pflegekräfte unter dem Motto »Solidarisch Zeichen setzen«. Am 17. Juli, kurz nach Erscheinen dieser DDS, geht es wieder auf die Straße: Das Bündnis »Superreiche zur Kasse! Für die Kosten der Krise!« (vgl. S. 17 dieser Ausgabe) ruft zum Protest gegen die gesellschaftliche Spaltung auf.


Dorothea Weniger

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