DDS Juni 2022
SuE-Tarifrunde
In der Juniausgabe unserer Mitgliederzeitschrift geht es neben der SuE-Tarifrunde auch um die Politische Bildung in der Praxis
Politische Bildung in der Praxis
setzt auf Mündigkeit, Kompetenzen der Bürger*innen in der Demokratie, Subjektorientierung, Fachunterricht und lebenslanges Lernen. So steht es im »Positionspapier der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung«, das in der letzten DDS nachzulesen ist, die sich insbesondere mit den theoretischen Grundlagen politischer Bildung befasste. »Demokratie ergibt sich nicht naturwüchsig«, sagt unser GEW-Kollege Jürgen Habermas und meint damit, auch das praktische Üben demokratischer Prinzipien sei eine Notwendigkeit. Es müsse demnach schon als Kind gelernt werden, Argumente auszutauschen, die dann über einen machtfreien Diskurs in einen Konsens münden sollen. Leitende Instanz der Kommunikation solle die Vernunft sein.
Politische Bildung in der Praxis siedeln viele erst in der Schule an. Dabei können bereits in der Kita erste Grundsteine in Form von geübter und erlebter Partizipation und Mitbestimmung gelegt werden. Damit praktische politische Bildung optimal gelingen kann, müsse Schule auf demokratischen Strukturen aufbauen, hebt der Bildungsforscher Ulrich Klemm in einem Deutschlandfunk-Interview hervor. Recht hat er, doch sollte diese Forderung auf alle Bildungseinrichtungen, also auch auf Kitas, Horte, Einrichtungen der außerschulischen Bildung und Hochschulen, ausgeweitet werden.
Abschließend noch einmal zurück zum »Positionspapier der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung«, das – wie erwähnt – auch das lebenslange Lernen im Blick hat. Dass auch noch im Erwachsenenalter demokratisches Handeln geübt werden sollte und politische Bildung nottut, zeigen Phänomene wie Hatespeech, menschenverachtende Einstellungen, Angriffe auf (kommunale) Politiker*innen und die Virulenz von Verschwörungserzählungen. »Wir leben in einer Scheindemokratie, in der die Bürger nichts zu sagen haben«, meinen 31 Prozent der Bevölkerung laut einer Studie vom April, die der SWR beim Allensbach-Institut in Auftrag gab. Und trotzdem ist Bayern neben Sachsen das einzige Bundesland, in dem es nach wie vor keinen gesetzlich geregelten Bildungsurlaub gibt, der auch für praktische politische Bildung genutzt werden könnte. Der bayerischen Landesregierung fehlt bisher die Einsicht, dass
Demokratie eine Lebensaufgabe ist.
Dorothea Weniger
81673 München