Veröffentlichung der Ergebnisse der jährlichen Jahrgangsstufen-Tests
Sehr geehrte Herr Professor Waschler,
in diesen Tagen ist auf der Homepage des Bayerischen Kultusministeriums eine ausführliche Übersicht über diejenigen Schulen zu besichtigen, die bei den Jahrgangsstufen-Tests des vergangenen Jahres am besten abgeschnitten haben.
Das Kultusministerium verweist in seiner öffentlichen Ankündigung dieser Leistungsschau sicher nicht ohne Grund darauf, dass es die Veröffentlichung nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Grund eines Landtagsbeschlusses ins Werk setzt.
Tatsächlich hat der Landtag ja am 20.07.2005 den im Wesentlichen wohl von Ihnen initiierten Antrag zur Veröffentlichung der Ergebnisse beschlossen.
Wie Sie vielleicht wissen, macht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft keinen Hehl aus Ihrer skeptischen Haltung gegenüber einem öffentlichen Schul-Ranking. Unser Hauptargument dabei ist, dass die Hauptprobleme des deutschen Schulwesens – die große Risikogruppe, die enge Koppelung von Schulleistung und sozialer Herkunft, die große Chancenungleichheit – durch Schul-Ranking nicht gemindert werden, sondern verschärft.
Eine Spur dieser Bedenklichkeit muss wohl auch im Bayerischen Landtag bei der Beschlussfassung vorhanden gewesen sein, denn immerhin hat er ja auch in seinem Beschluss den Wunsch formuliert: „Zur besseren Einordnung der Ergebnisse soll möglichst zeitnah versucht werden, Angaben zu den Rahmenbedingungen der Schulen zu ermitteln, damit faire Vergleiche möglich sind.“
Wir erlauben uns deswegen die Frage an Sie, ob Sie mit der Umsetzung des Landtagsbeschlusses nun zufrieden sind. Deutlicher ausgedrückt: Sind Sie im Licht der konkreten Umsetzungsschritte und –möglichkeiten nicht vielleicht doch auch der Meinung, dass der Landtag bei seiner Beschlussfassung nicht sehr gut beraten war?
Die GEW ist im Übrigen gerne bereit, mit Ihnen und Ihrer Fraktion in einen konstruktiven fachlichen Meinungsaustausch über den Problemzusammenhang zu treten.
Mit freundlichen Grüßen
(Helmut O. Brückner)