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Diskussionpapier

Perspektiven im dualen System der Berufsausbildung am Beispiel von öffentlichen kaufmännischen Fachschulen

Die GEW tritt für die Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung ein.

Die Stärke des dualen Systems der beruflichen Ausbildung ist es, dass die Betriebe entsprechend ihrem Bedarf ausbilden, was zu einer vergleichsweise niedrigen Jugendarbeitslosigkeit führt.

Im Zuge der Bildungsexpansion seit den 1950er Jahren gelang es die Hochschulen zu öffnen. Die Zahl der Studienanfänger hat in den letzten Jahren die Zahl der Jugendlichen, die eine duale Berufsausbildung beginnen eingeholt. Das ist zu begrüßen.

Gleichzeitig verliert die duale berufliche Bildung aus Sicht der Jugendlichen und Ausbildungsbetriebe an Attraktivität, wie die Zahlen zeigen.

Absolvierten im Jahr 2000 noch 1,7 Millionen Jugendliche eine Ausbildung nach dem dualen System, so waren es 2022 nur noch rund 1,2 Millionen. Seit 2003 stieg die Zahl der Studierenden hingegen von 1,9 Millionen auf rund 2,9 Millionen im Jahr 2023. Überall in Deutschland fehlt es an jungen Menschen, die eine Berufsausbildung nach dem dualen System absolvieren wollen. Im Juli 2023 waren laut Bundesagentur für Arbeit noch 230.000 Ausbildungsstellen unbesetzt.

Um die Gleichwertigkeit und die Attraktivität der beruflichen Bildung zu sichern und zu stärken, sind Fortbildungsangebote (nach dem BBiG und der HwO) für alle Berufsfelder notwendig, mit denen alle Stufen des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) erreicht werden können.

Während es für die technisch-gewerblichen Berufe ein vielfältiges Angebot der öffentlichen Meister- und Technikerschulen[1] gibt, fehlen solche Angebote für die kaufmännischen Berufe in Bayern fast vollständig.

Wer sich in Bayern zumGeprüften Betriebswirt - Master Professional in Businessmanagement nach dem BBiG“ fortbilden will, muss sich durch einen Dschungel privater Anbieter kämpfen und darauf vertrauen, dass möglichst hohe Lehrgangskosten zu einer guten Ausbildung führen. Oder gleich nach Nordrhein-Westfalen[2] abwandern, da es dort im Gegensatz zu Bayern öffentliche kaufmännische Fachschulen gibt.

 

Forderungen:

  • Gründung von öffentlichen kaufmännischen Fachschulen in Bayern
  • Beteiligung der bestehenden Berufs- und Fachschulen durch Bewerbungsmöglichkeiten für neue Fachschulzweige
  • Unterstützung von Berufs- und Fachschulen bei der Fachschulgründung durch Anrechnungsstunden
  • Information über berufliche Bildungswege bis DQR-Stufe 7

 


[1]       Durch den erfolgreichen Besuch einer Meister- oder Technikerschule wird die DQR-Stufe 6 erreicht (Bachelor professional)

[2]       www.ksbk-do.de/bildungsangebote/staatlich-gepruefter-betriebswirt-mwd-bachelor-professional-in-wirtschaft/
kstl.de/fachschule/
kfmschulen.de/fachschule-fuer-wirtschaft/
hermann-emanuel-berufskolleg.de/bildungsangebot/zweijaehrige-berufsfachschulenfachoberschulen/wirtschaftundverwaltung/

Kontakt
Erwin Saint Paul
Schatzmeister, Geschäftsführender Ausschuss, Landesvorstand, Leitungsteam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
Privat:  089 448 86 72