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Noch unproblematischer als Brose: Hitlers Lieblingsgeneral Rommel als Namenspate für den Campus Süd!

In der vergangenen Sitzung des studentischen Konvents wurde der Antrag der @liste_fau angenommen, den Süd-Campus in Rommel-Campus umzubenennen. Das ist nur folgerichtig, schließlich gibt es in Erlangen schon die Erwin-Rommel-Straße, hinter deren Namen die Stadt Erlangen verbissen steht, und das Studentenwerk hat das an dieser Straße liegende Wohnheim ebenfalls nach Hitlers Lieblingsgeneral getauft. Es gibt also keinen Grund, nicht noch mehr Orte nach dem Nazi-Karrieristen zu benennen – oder?

Jetzt mal ernsthaft: für Humor ist eigentlich die LISTE zuständig, während wir als gewerkschaftliche Hochschulgruppe unser antifaschistischem Erbe gerne mit vollem Ernst vertreten würden. Leider ist die Realität hier aber schlimmer als der schlechteste Witz.

Einige von euch erinnern sich vielleicht noch an den „Aktionstag gegen Antisemitismus“, welchen die FAU letztes Jahr als Reaktion auf antisemitische Vorfälle im Uni-Umfeld veranstaltet hat. Pünktlich zu diesem Tag wurde auch die Erwin-Rommel-Straße in Rosa-Luxemburg-Straße umbenannt. Leider nicht offiziell, sondern nur provisorisch von irgendwelchen Unbekannten - aber für die Stadt Erlangen und das Studentenwerk hätte das ein guter Anlass sein können, mal gemeinsam darüber nachzudenken, ob Rommel ein guter Namenspatron für Straße und Wohnheim ist.

Der unter dem Propagandanamen „Wüstenfuchs“ bekannt gewordene Rommel war nicht nur Hitlers Lieblingsgeneral und hat durch seinen Afrikafeldzug den faschistischen Angriffskrieg militärisch und propagandistisch unterstützt. Mit den unter anderem im Gebiet um das ägyptische El-Alamein hinterlassenen Landminen hat er auch blutige Zeugnisse hinterlassen, die bis heute Menschen verstümmeln und töten. Er wurde zwar von Hitler aufgrund vermuteter Verbindungen zum militärischen „Widerstand“ rund um Stauffenberg zum Selbstmord gezwungen, aber selbst der wissenschaftliche Dienst des Bundestags kam zu dem Schluss, dass „irgendein aktives widerständisches Verhalten (…) für Rommel bis heute von der historischen Forschung nicht belegt werden“ kann.

Rommel befindet sich dabei auch in fragwürdiger Gesellschaft: an der FAU gibt es auch einen Brose-Hörsaal - passenderweise ebenfalls am Südcampus in der Erwin-Rommel-Straße. Firmengründer Max Brose legte den Grundstein für den heutzutage international erfolgreichen Familienclan nach guter bundesdeutscher Konzerntradition im Faschismus. 1933 trat er in die NSDAP und viele an die Partei angeschlossenen Verbände ein, und nachdem er sich ab 1939 der Produktion von Rüstungsgütern widmete, konnte er sich bis 1944 über Rekordumsätze freuen. Wer die produziert hat? Zwangsarbeiter:innen natürlich. Darüber wird heute aber nicht mehr so gern geredet, denn Brose hat es nach dem Sieg der Alliierten über den Faschismus glänzend verstanden, die eigene Beteiligung an Massenmord und Versklavung schönzureden.

Egal ob Brose oder Rommel: wenn historische Persönlichkeiten geehrt werden, dann sollten das schon Menschen sein, deren Geschichte sich für eine Ehrung eignet - eben Rosa Luxemburg, die gemeinsam mit Karl Liebknecht den Freikorps zum Opfer fiel, oder Georg Elser, welcher aus ehrlicher Ablehnung des Faschismus versuchte, Hitler zu töten. Die Liste für potenzielle Namenspat:innen eines studentischen Wohnheims ist also lang, und wir hätten einige wirklich gute Vorschläge zu machen.

 

Quellen:

https://bundestag.de (PDF)

https://seemoz.de (Artikel, 10.08.2020)

https://diepresse.com (Artikel, 10.10.2019)

https://lowerclassmag.com (Artikel, 02.01.2021)