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STUDENTISCHES WOHNEN IN PASSAU AM 14.12.2011

GEW diskutiert über Passauer Wohnungsmarkt

Im vergangenen Dezember veranstaltete die GEW Niederbayern gemeinsam mit Ihrer Gewerkschaftshochschulgruppe Passau einen interessanten Diskussionsabend zum Thema „Studentisches Wohnen in Passau“. Bei über 10.000 Studierenden wird günstiger Wohnraum knapp. Geschäftstüchtige Vermieter erkennen die große Nachfrage und heben die Mietpreise an. Schon jetzt zählt Passau laut Sozialerhebung zu den 50 deutschen Hochschulstandorten, an denen Studierende die höchsten Mieten zahlen müssen. Deshalb lud die GEW Experten der Stadtgeographie, Vertreter der Studierenden, der Mieter und des Studentenwerks zur Information und Diskussion ein.

Florian Stelzer, Lehrbeauftragter für Regionale Geographie an der Universität Passau, zeigte in einem kurzen Vortrag virtuell auf, wie die derzeitige Wohnsituation aussieht und inwieweit sich diese verändern wird. Sein Kollege Stefan Küspert, Experte rund um Mietspiegel, veranschaulichte die unterschiedlichen Preiskategorien in den Passauer Stadtteilen. Auch wenn ein offizieller Mietspiegel der Stadt Passau erst im Jahr 2013 erscheinen soll,  wurde die starke Nachfrage nach Wohnungen in Uni-Nähe deutlich. Mit Gesetzbuch referierend ging Rechtsanwalt  Lothar Kühnemann vom Mieterverein Passau in seinem Statement kurz auf die rechtlichen Gegebenheiten ein: „Eine Mietpreisüberhöhung ist eine Ordnungswidrigkeit.“ Bei mehr als 20 Prozent der ortsüblichen Miete könne man seinen Anspruch rückwirkend geltend machen. Schließlich herrsche eine „Art Blutrausch unter den Vermietern“, sagte Kühnemann bewusst überspitzt. Auf alle Fragen rund um den studentischen Wohnungsmarkt hatte Robert Klughardt vom Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz eine Antwort parat – nur eine freie Wohnung konnte er nicht mehr anbieten. Der Ansturm des doppelten Abiturjahrgangs und des wegfallenden Zivil- und Wehrdienstes wurde laut Klughardt gut gemeistert. Um etwa 15-20 Prozent erhöhte sich die Nachfrage nach Wohnungen des Studentenwerks. „Das zunehmende Problem sind Doppelt- und Dreifachbewerber“, so Klughardt, der auf den demografischen Wandel setzt, „ weil dieser die Probleme quasi von selbst entschärfen wird“. Er stellte die wichtige Aufgabe des öffentlich geförderten Wohnungsmarktes in den Vordergrund. Die Investitionen würden sorgfältig eingeteilt, da besonders in Regensburg teilweise 35 bis 40 Jahre alte Wohnheime vorhanden seien. Deshalb müssten mehrere Millionen Euro für Sanierungen investiert werden. In Passau seien 1000 Studentenwerkswohnungen öffentlich gefördert. Regensburg stelle bislang den Schwerpunkt des Studentenwerks dar. Und: „Politischen Einmaleffekten wie der Aussetzung der Wehrpflicht und der Einführung des achtjährigen Gymnasiums  können wir nicht Rechnung tragen.“ Die Finanzierung sei Sache der Staatsregierung – wo keine Mittel, dort keine neuen Wohnheime. Nun aber schilderten die Studierenden ihre Sorgen. Der Studentische Senator, Felix Speidel, wies auf das Fehlen eines Semestertickets hin. Dies könnte als Entlastung des Passauer Immobilienmarktes dienen. Viele Studierende würden mangels fußläufiger Erreichbarkeit der Universität die Altstadtnähe bevorzugen. „Ebenso seien die Busfahrzeiten nicht optimal auf das Studentenleben abgestimmt, weil der letzte Bus bereits um 23:30 Uhr abfährt“, so der Studierendenvertreter. Im Vergleich dazu schließt die Universitätsbibliothek erst um 24 Uhr.  Mehr Wohnheimplätze seien nötig, um den studentischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Schließlich liegt Passau mit rund zehn Prozent an öffentlich geförderten Wohnraum unter dem bayerischen Durchschnitt (13 Prozent).

Zum Abschluss wurde die Lärmproblematik n der Altstadt angesprochen. Dort wurde wiederholt das laute Feiern der Studierenden angeprangert, was aber Herr Kühnemann vom Mieterverein relativierte und gegenseitiges Verständnis forderte: „Wo Studenten sind, wird eben gefeiert.“

Markus Zaglmann

Organisationssekretär