Zum Inhalt springen

Schneider bleibt ‚Klassenschlechtester’

Die soziale Ungerechtigkeit der bayerischen Schulpolitik wird fortgeführt

Die GEW Bayern stellt dem Bayerischen Kultusminister Siegfried Schneider im ablaufenden Schuljahr ein mangelhaftes Zeugnis aus. Oskar Brückner, Vorsitzender der GEW Bayern: „Schul- und Bildungs-politik in Bayern zeichnen sich nach wie vor durch ihre besondere so-ziale Ungerechtigkeit aus. Es fehlt die Bereitschaft, dies als Problem wahrzunehmen und endlich anzugehen.“

Die GEW erinnert zum Schuljahresende an den Besuch des UN-Sonderberichterstatters Prof. Vernor Muñoz 2006 in Deutschland. Mu-ñoz, derzeit Gast auf dem Kongress der Bildungsinternationalen in Ber-lin, erneuerte dort gestern seine Kritik am deutschen Schulsystem: Das gegliederte System verletze durch die enorme und zu frühe Selektivität und die daraus folgende Benachteiligung vieler Schülerinnen und Schüler das Menschenrecht auf Bildung. Denn wer bestimmten Perso-nengruppen durch ungenügende Chancengleichheit den freien Zu-gang zur Bildung einschränke, behindere deren Persönlichkeitsentfal-tung und Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung. Dies betreffe vor allem behinderte Kinder sowie Kinder aus armen, bildungsfernen Familien und Kinder aus Migrantenfamilien.

Gerade in Bayern bestimmen soziale und ethnische Herkunft nach wie vor die schulische Laufbahn. Selbst der von der Bayerischen Staatsre-gierung sonst gern zitierte Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn fordert seit langem einen Paradigmenwechsel: „Das dreigliedri-ge Schulsystem, mit dem wir weltweit nahezu allein stehen, reflektiert die Drei-Klassen-Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Es vergrößert die Ungleichheit ohne den Durchschnitt zu verbessern.“

Die Bilanz des letzten Schuljahres durch die GEW fällt auch in ande-ren Bereichen ernüchternd aus: So belegt Bayern bei der Quote aller Studienberechtigten den vorletzten Platz unter allen Bundesländern – die allgemeine Hochschulreife wird in Bayern von so wenigen Schü-lern wie sonst nirgendwo in Deutschland erreicht. Oskar Brückner: „Das zu Ende gehende Schuljahr markiert einen weiteren bedenkli-chen Rückschritt in der Bildungspolitik und den Bildungschancen für jeden einzelnen Schüler. Oder wie es Thomas Östros, ehemaliger schwedischer Bildungsminister, formulierte: ‚Um der Unterschiedlich-keit aller Schüler entsprechen zu können, muss sich eher die Schule an die Schüler anpassen, als dass man Schüler in verschiedene Fä-cher und Jahrgangsstufen (…) aufteilt. In scharfem Kontrast zu die-sem Anspruch stehen selektive Schulformen, in denen man Kinder frühzeitig durchfallen lässt und sie auf Ausbildungen mit niedrigerem Anspruch festlegt. Solche Schulen gehören nicht in die Zukunft’.“