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Medienerziehung im Vorschulalter

Mitte April bot der GEW-Kreisverband Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen eine Onlineveranstaltung zum Thema Medienerziehung an.

Rainer Strick, Lehrbeauftragter für Medienpädagogik und Prävention an der katholischen Stiftungshochschule München/Benediktbeuern, gab den Teilnehmenden, darunter vielen Beschäftigten in Kitas, wertvolle Tipps.

Die Medienlandschaft hat sich stark verändert, viele Aktivitäten wie Spielen, Musikhören, Fotografieren, Fernsehen, Telefonieren laufen heute über ein und dasselbe Gerät. 31 Prozent der vier- bis fünfjährigen Kinder schauen täglich Filme oder Serien an, 55 Prozent tun dies mehrmals die Woche. Zum Vergleich: 25 Prozent der Gleichaltrigen blättern täglich in Büchern, 51 Prozent mehrmals die Woche.

Kinder wachsen heute mit digitalen Medien auf. Für Kinder ab ca. drei Jahren – jüngere sollten laut Strick noch keine Bildschirmmedien nutzen – sind digitale Medien Gegenstand, Geschichtenerzähler, Wissens- und Orientierungs­quellen sowie elektronische Spielkameraden.

Medieninhalte

Dabei nehmen Drei- bis Sechsjährige die Medieninhalte anders als Erwachsene wahr. Für Kinder sind die Geschichten keine Fiktion, sondern Realität. Kleinere Kinder lieben kurze Geschichten mit einfachen Erzähl­strukturen, eindeutigen Charakteren und harmoni­schem Ende. Sie lieben Wiederholungen und benötigen Zeit und Unterstützung bei der Verarbeitung. Sie schätzen Figuren, die autonom handeln, Stärke und Durchsetzungskraft gegenüber Größeren signalisieren und Fragen des Alltags klären.

Nur weil eine kindgerechte Serie Eltern nicht gefällt, muss sie nicht schlecht für Kinder sein, da Kinder Geschich­ten anders verstehen. Sie identifizieren sich meist mit der Hauptfigur und achten vor allem auf ihr Aussehen, ihre besonderen Merkmale und ihr Verhalten gegenüber anderen.

Der Medienumgang sollte immer wieder in der Familie thematisiert und zeitliche Grenzen sollten gesetzt werden. Diese sollten gemeinsam festgelegt und verbindlich eingehalten werden. Dabei sollte vermieden werden, Medien als Belohnung, Strafe oder gar als „Babysitter“ einzusetzen.

Kinder begeistern sich schnell für digitale Anwendungen. Im Zuge dessen finden sie auch leicht ungeeignete Inhalte. Gefährdet sind Kinder z. B. durch Apps, für deren Inhalte es hinsichtlich des Kinderschutzes kein Kontrollgremium gibt.

Begleitung durch Eltern

Kleine Kinder lernen den Umgang mit Medien in erster Linie zu Hause. Eltern sollten sich deshalb ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Sie sollten ihre Kinder bis Mitte oder Ende des Grundschulalters bei der Mediennutzung begleiten, Si­cher­heitseinstellungen an den Geräten aktivieren, Kinder­such­maschinen einrichten und Browser-Apps installieren. So schützt z. B. die Filtersoftware „JusProg“ Kinder vor nicht altersgerechten Inhalten im Internet mit bis zu 80-prozentiger Sicherheit. Nachrichten für Erwachsene sind laut Strick bis Mitte des Grundschulalters für Kinder ungeeignet. Kinder überfordern außerdem laute Musik, hektische Bilder und schnelle Schnitte; düstere Bilder, unheimliche Figuren, Themen wie Trennung und Verlust, Gewalt­darstellungen, Bilder von Unfällen, Katastrophen und Kriegen können Angst erzeu­gen.

Es gibt keine Patentrezepte zur Medienerziehung, denn wie jede Erziehung ist sie vom ständigen Dialog geprägt. In Corona-Zeiten haben Medien zudem eine andere Wertigkeit bekommen. Da Kinder sehr unter den alltäglichen Beschränkungen leiden, sind digitale Kontakte wichtiger denn je, so Rainer Strick in seinem Schlusswort.

von Irmgard Schreiber-Buhl

Materialien zur Medienkompetenz: blm.de

Der Referent kann über die Stiftung Medienpädagogik Bayern u. a. auch für Onlineelternabende gebucht werden. Infos unter: www.stiftung-medienpaedagogik-bayern.de