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Klasse statt Masse: GEW Bayern zum Kita-Rechtsanspruch für unter dreijährige Kinder

Kommentar von Gottfried Koppold, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern

"2008 wurde der Rechtsanspruch für unter dreijährige Kinder gesetzlich verankert, am 01. August 2013 ist er in Kraft getreten. Wenngleich in vielen Kommunen ausreichend Plätze zur Verfügung stehen, so sind insbesondere Großstädte, allen voran  München, noch ein gutes Stück davon entfernt, allen  Nachfragen gerecht zu werden.

Obwohl fünf Jahre Zeit war, wurde versäumt, rechtzeitig mit dem Ausbau und vor allem mit der Ausbildung des zusätzlich benötigten Fachpersonals zu beginnen. In der Eile, in der in den vergangenen Monaten auf den letzten Drücker Einrichtungen gebaut und eröffnet wurden, ist viel zu wenig auf pädagogische Qualität geachtet worden. Um zu vermeiden, dass Eltern einen Platz vor Gericht einklagen, schafft man Masse statt Klasse.

Ein wichtiges Qualitätskriterium ist die Betreuungsrelation in den Einrichtungen. Je jünger die Kinder sind, desto mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen sie. Die emotionale Bindung ist der entscheidende Faktor für gutes Aufwachsen. Fachleute empfehlen deshalb für die Betreuung unter dreijähriger Kinder einen Personalschlüssel von 1:3. Davon ist Bayern weit entfernt. Aber nicht nur das: Während die Fachkraftquote im Bundesdurchschnitt bei über 80 % liegt, beträgt sie in Bayern gerade mal etwas über 60 %. Damit ist Bayern Schlusslicht im Ländervergleich.

Aus Sicht der GEW sind deshalb bundesweite Standards für pädagogische Qualität und ein durchgängiges pädagogisches Konzept notwendig, in denen Kriterien wie Gruppengröße, Personalschlüssel, Freistellung von Leitungskräften usw. für alle Träger verbindlich festgelegt werden.

Eine klare Absage erteilt die GEW allen Versuchen, dem offensichtlichen und sich noch verstärkenden Fachkräftemangel durch weitere Absenkungen des Qualitätsstandards zu begegnen. Schnellkurse zur Nachqualifizierung von Kinderpflegerinnen oder für Quereinsteigerinnen sind kein geeignetes Mittel, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, im Gegenteil: sie führen nicht nur zu einer Verschlechterung der Qualität sondern werten auch den Beruf der Erzieherin ab und machen ihn unattraktiv. Notwendig ist aber eine Aufwertung des Erzieherinnenberufs. Um mehr junge Frauen und Männer für den Erzieherberuf zu begeistern, hält die GEW höhere Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen für unabdingbar. Die Gehälter sind angesichts der Verantwortung und der Bedeutung des Berufs viel zu niedrig. Hier muss in nächster Zeit dringend etwas geschehen. Neben den Tarifparteien ist dabei vor allem der Freistaat gefordert, der eine ausreichende Refinanzierung einer angemessenen Bezahlung sicherzustellen hat, denn: Erzieherinnen verdienen mehr!"