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Exkursion der Seniorinnen und Senioren zum Lagerkomplex im Mühldorfer Hart

Münchner Seniorinnen und Senioren haben bei einer Exkursion im April die Überreste des ehemaligen KZ-Außenlagers im Mühldorfer Hart besichtigt.

Exkursion der Seniorinnen und Senioren zum Lagerkomplex im Mühldorfer Hart



Die NS-Führung erhoffte sich 1944 mit der Fertigung eines Düsenjägers die Lufthoheit wieder zu gewinnen.

Dazu wurde im August 1944 eine Großbaustelle für die halbunterirdische Fertigungshalle im Mettenheimer Hart eröffnet. In einem bombensicheren Bunker sollten dort Flugzeugteile der Me 262 (Messerschmitt) gefertigt und zur Endmontage nach Kaufering gebracht werden.

Bis zur Befreiung am 28.4.1945 schufteten in dieser Außenstelle des KZ Dachau etwa 8000 Häftlinge, mindestens 2000 haben die menschenverachtenden Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht überlebt.

In den sechs Monaten wurde die Hälfte des gewaltigen Bauwerks fertiggestellt – ohne Rücksicht auf die Menschen im Lager.

Wir Münchner Seniorinnen und Senioren haben bei einer Exkursion im April die Überreste des ehemaligen KZ-Komplexes besichtigt. Unser sachkundiger Kollege Klaus Schilling führte uns durch den Wald bei Ampfing zu den Fundamentresten des KZ-Verwaltungsgebäudes, zu den endlosen Reihen von Erdhütten, in denen die Häftlinge die Wintermonate ohne ausreichende Wasserversorgung verbringen mussten - die Mulden im Waldboden waren noch zu erkennen, auch Betonreste der Latrinen.

Klaus schilderte eindrucksvoll das Leben der Zwangsarbeiter, deren durchschnittliche Lebenserwartung im Waldlager 2 Monate betrug.

Nach der Sprengung durch die Amerikaner 1947 blieb noch ein Beton-Bogen zurück, der das Ausmaß der Bunkeranlage erahnen lässt. Bewegende Augenzeugenberichte, z.B. auch von Max Mannheimer, ließen die unvorstellbaren Lebensumstände dieser Zeit lebendig werden.

Regengeschützt unter dem Bogen legte jeder von uns das Kärtchen mit Namen, Geburts- und Sterbedatum und Nummer eines Häftlings, das uns Klaus zu Beginn gegeben hatte, mit einem Stein auf den Boden – zum Andenken an diesen unbekannten Toten.

Wir hatten nur mit dem Dauerregen zu kämpfen, die Menschen dort 44/45 mit einem eiskalten Winter. Und wir konnten uns in Mühldorf im Lokal aufwärmen und sattessen.

Die meisten von uns hatten noch nichts von diesem Lager gehört – und es wäre wahrscheinlich ganz vergessen, wenn sich nicht der Verein „Für das Erinnern“ dafür einsetzt, dass das darüber wachsende Gras nicht alles zudeckt. Eine Gedenkstätte erinnert:

sie ist im Entstehen und soll am 28.04.2018 eingeweiht werden.

Siehe auch im Internet: „KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart“

Elisabeth Reiter