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DDS Juli-August 2018 - Editorial

Hambach 1832 - 2018 ... Das schwarz-rot-goldene Revival zeigt zweierlei: Populistischer Etikettenschwindel und ideologische Traditionsvereinnahmung sind zunehmend salonfähig. Der sich vollziehende Rechtsruck ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, die AfD lediglich eine seiner Ausdrucksformen.

Revolutionäre Zeiten – Mai 1832, Hambacher Fest. Schriftsteller, Journalisten, Burschenschaftler und Corpsstudenten versammeln sich zur größten Massenkundgebung dieser Zeit und fordern Pressefreiheit, nationale Einheit und Volkssouveränität – ein Höhepunkt der Opposition, ein Meilenstein des Vormärz. Im Mai 2018 kommen auf Schloss Hambach rund 1.000 Neo- und Ultrakonservative sowie nationalistische Rechte für ein »Neues Hambacher Fest« zusammen.
Unter diesen neben dem Initiator Max Otte (CDU) auch die Redner*innen Thilo Sarrazin (SPD), Vera Lengsfeld (CDU) und Jörg Meuthen (AfD). Sie erzählen von »zensurähnlichen Zuständen«, von »ausgehöhlter Demokratie« und vom »beschädigten Rechtsstaat«. Sie sehen die Neuauflage des Festes u. a. in der nationalkonservativen Tradition von 1832. Konservativ?
Der Kampf gegen spätfeudale Fürstenwillkür und Zensur, für Einheit und Freiheit war (bürgerlich)-revolutionär, unter den heutigen Verhältnissen ist die Veranstaltung reaktionär.