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Bericht über Infoveranstaltungen

„Traumjob Wissenschaft? – die Arbeitsbedingungen im wissenschaftlichen Bereich“ in der Universität Regensburg am 12.07.11 und Universität Passau am 13.07.11

Traumjob Wissenschaft? Prekäre Beschäftigung gibt es auch an Hochschulen

Im Juli informierte die GEW an den Universitäten Regensburg und Passau über die Arbeitsbedingungen im wissenschaftlichen Bereich. GEW-Hauptvorstandsmitglied Dr. Andreas Keller analysierte die aktuelle Situation an deutschen Hochschulen hinsichtlich der Personalstruktur und den Berufswegen der Beschäftigten in der Wissenschaft. Der Sprecher der frisch gegründeten Gewerkschaftshochschulgruppe Passau, Hannes Niedermeier, brachte es in seinem Grußwort auf dem Punkt: „Viele Menschen denken immer noch, wenn man an die Uni kommt, hat man ausgesorgt.“ Wie die Wirklichkeit an deutschen Hochschulen aussieht, zeigte anschließend Keller auf. Gerade die Zunahme der Studierendenzahlen und die Reform der Studiengänge und Finanzierung der Hochschule stellt die Beschäftigten und die Hochschulen vor große Herausforderungen. Immer mehr Beschäftigte sind mit befristeten Arbeitsverträgen und prekärer Beschäftigung konfrontiert, gleichzeitig soll jedoch gute Lehre für Studierende sichergestellt werden. Steigende Mittel für Forschungsprojekte, Sonderforschungsbereiche, Exzellenz-Cluster, Graduiertenzentren und Stipendien ziehen mehr und mehr Hochschulabsolvent/innen an den Arbeitsplatz Wissenschaft – trotz oft schlechter Arbeitsbedingungen. Inzwischen haben 83 Prozent der angestellten Wissenschaftler/innen an deutschen Universitäten befristete Verträge. Auch mit dem geringen Anteil von 14 Prozent Professuren im Universitätspersonal steht Deutschland im internationalen Vergleich alleine da. Entsprechend liegt die Hauptlast der zunehmenden Lehr-, Verwaltungs- und Forschungsaufgaben beim wissenschaftlichen Mittelbau und bei der steigenden Zahl von schlecht bezahlten Lehrbeauftragten und Hilfskräften, welche Wissenschaft beide per Definition nur im Nebenberuf ausüben. Fehlende berufliche Perspektiven im Wissenschaftssystem, hohe Lehrlast, zunehmende Verwaltungsaufgaben, persönliche Abhängigkeit, Befristungsketten und fehlende Zeit für die eigene Qualifikation machen das Berufsfeld Wissenschaft zusätzlich unattraktiv. Doch gute Lehre und Forschung auf der einen Seite sowie gute Arbeitsbedingungen und berufliche Perspektiven auf der anderen sind zwei Seiten einer Medaille. Die GEW fordert daher Bund, Länder und Hochschulen zu einer Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung auf. Mit dem Templiner Manifest entstanden auf der Wissenschaftskonferenz der GEW im Jahr 2010 daher Forderungen der Gewerkschaft an die Ausgestaltung der Personalstruktur und die Rahmenbedingungen für gute Lehre und Forschung an den Hochschulen. Die Wissenschaftler benötigen verlässliche Berufsperspektiven. Ansonsten ist die Qualität der Wissenschaft gefährdet. Die Oppositionsparteien im Deutschen Bundestag haben dies bereits erkannt und übernahmen viele Forderungen der GEW.Keller wies alle Zuhörer darauf hin, sich zu informieren.„Sobald man eine Stelle hat,  ist es ganz wichtig, dass man sich über seine Rechte informiert. Da kann der Personalrat an der Hochschule Tipps geben, die GEW bietet ihren Mitgliedern eine Beratung an.“

 

Die Forderungen des Templiner Manifests:

1.      Promotionsphase besser absichern und strukturieren.

2.      Postdocs verlässliche Perspektiven geben.

3.      Daueraufgaben mit Dauerstellen erfüllen.

4.      Prekäre durch reguläre Beschäftigung ersetzen.

5.      Im Gleichgewicht lehren, forschen und leben.

6.      Ausgeglichenes Geschlechterverhältnis durchsetzen.

7.      Auf Augenhöhe gleichberechtigt mitbestimmen.

8.      Mobilität nicht bestrafen, sondern fördern.

9.      Hochschule und Forschung bedarfs- und nachfragegerecht ausbauen.

10.  Alle Beschäftigungsverhältnisse tarifvertraglich schützen

 

 

Markus Zaglmann