Modellversuch integriertes Studium an Universitäten und Fachhochschulen
Angesichts abnehmender Studierendenzahlen in technischen Fachrichtungen, plant das Kultusministerium und die CSU versuchsweise die partielle Herabstufung der Berufsschullehrerausbildung an Fachhochschulen.
In den technischen Fachrichtungen Maschinenbau und Elektrotechnik ist die Zahl der Studierenden in den letzten Jahren zurückgegangen und liegt erheblich unter der Zahl der Lehrkräfte, die in den nächsten Jahren das Pensionsalter erreichen werden. Die Ursachen für die nachlassende Attraktivität des Lehrerberufs sind vielfältig. Unter anderm spielen eine wichtige Rolle:
- unterdurchschnittliche Bezahlung im öffentlichen Dienst (Arbeitszeiterhöhung, Kürzung von Weihnachts- u. Urlaubsgeld, Besoldungserhöhungen unter der Inflationsrate)
- Sondermaßnahmen in die Arbeitslosigkeit (Ende der 90-er Jahre wurden Ingenieure über Sondermaßnahmen zu Berufsschullehrern ausgebildet. Mit dem Ende des Referendariats kam dann das böse Erwachen: es bestand kein Bedarf an Berufsschullehrern)
- Verschärfung der Studienbedingungen durch Einführung des Bachlor-/Masterstudiengangs in München, bei faktischer Abschaffung des Staatexamensstudiengangs.
- Studiengebühren schrecken vom Studium ab.
Den Plänen zufolge, soll an der Katholischen Uni Eichstätt und der FH Ingolstadt ein integrierter Lehramtsstudiengang angeboten werden. Der Begriff "integriertes Studium" klingt gut. Glaubt man der Rhetorik der CSU Parlamentarier, dann bleibt die Verlagerung von Studienteilen an die FH ohne qualitative Auswirkungen, weil es im Gesetz steht. "Die Absolventen des kombinierten Studiengangs dürfen keine schlechteren Zugangsvoraussetzungen in den staatlichen Schuldienst haben als die herkömmlich ausgebildeten Lehramtsabsolventen. Deshalb wird der Zugang zum höheren Dienst ausdrücklich normiert." (Vgl. Begründung zum Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Lehrerbildungsgesetzes vom 22.05.2007 der Abgeordneten Prof. Dr. Gerhard Waschler, Ingrid Heckner u.a.)
Drei Jahre nach Beginn des Modellversuchs, wird der Masterstudiengang immer noch nicht angeboten, da es noch keine geeigneten Absolventen des Bachelorstudienganges gibt.
Der sich abzeichnende LehrerInnenmangel beunruhigt auch die GEW, denn gute Schule kann nur mit ausreichend vielen, gut ausgebildeten Lehrkräften gelingen. Versuche die Eingangsqualifikation herabzusetzen, um so mehr Bewerber zu finden, gehen in die falsche Richtung. Stattdessen sollte die Attraktivität des BerufsschullehrerInnenberufs verbessert werden. Die GEW fordert deshalb eine bessere Bezahlung und eine Arbeitszeitverkürzung. Werbekampagnen für den LehrerInneberuf sind mit einer Übernahmegarantie zu verbinden. Nur so läßt sich der Zyklus aus Lehrkräftemangel und Arbeitslosigkeit durchbrechen.
Autor: Erwin Saint Paul