Zum Inhalt springen

DDS September 2024

Hochschule aktuell

Die aktuelle Ausgabe der DDS widmet sich im Schwerpunkt den aktuellen Entwicklungen an den Hochschulen. Wir wünschen gute Lektüre und einen entspannten Start ins Wintersemester!

Die Wissenschaftsfreiheit ist ein hohes Gut. Schon 1849 wurde sie in der Paulskirchenverfassung festgeschrieben. Heute verleiht ihr Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz (GG) Verfassungsrang. »Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei«, heißt es dort. Eine klare Absage an die Vereinnahmung der Wissenschaft während der NS-Diktatur.

Seit einigen Jahren muss die Wissenschaftsfreiheit jedoch erneut gegen staatliche Eingriffe und wirtschaftliche Einflussnahme verteidigt werden. Mangelnde staatliche Grundfinanzierung treibt Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zusehends mehr in die Hände privatwirtschaftlicher Geldgeber, die ihre Finanzmittel nicht selbstlos überweisen (S. 7). Das Befristungsunwesen im akademischen Mittelbau erhöht enorm den Druck, schnell zu publizieren und verwertbare Ergebnisse zu liefern (S. 5). Und der Abbau akademischer Selbstverwaltung durch die Schwächung hochschulinterner Gremien und die Verlagerung der Entscheidungen hin zu Präsidien bzw. Rektoraten und Aufsichtsgremien leisten der Unfreiheit zusätzlich Vorschub. 

Von innen höhlt das »Netzwerk Wissenschaftsfreiheit« mit den Aktivitäten der dort zusammengeschlossenen Wissenschaftler* innen, die auf Diffamierung und Einschüchterung setzen und versuchen, ganze wissenschaftliche Disziplinen zu delegitimieren (Gender und Queer Studies und (Anti-)Rassismusforschung), die Wissenschaftsfreiheit aus. Ihre Kampagnen mit Unterstützung rechter Medien zielen auf die öffentliche Diskreditierung einzelner Wissenschaftler*innen ab (vgl. DDS 1-2/2024). 

Aktuell forciert auch die bayerische Staatsregierung ihre Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit. Das Schreibverbot gendergerechter Sprache ist ein Indiz dafür (vgl. DDS 3/2024), die Militarisierung der Hochschulen ein weiteres (S. 13). Der staatliche Ruf nach Zwangsexmatrikulation der Studierenden bei politischem Missfallen ein drittes (S. 9). 
Wissenschaftsfreiheit ist also keine Selbstverständlichkeit. Schleichend wird sie abgebaut, bis sie zur Leerformel verkommt, wenn wir uns nicht für sie einsetzen. 

Kontakt
Dorothea Weniger
DDS-Redaktionsleitung
Adresse Neumarkter Straße 22
81673 München