Das Ausmaß der Probleme in vielen Bildungseinrichtungen wurde in einem intensiven Austausch zwischen der Vorsitzenden und erfahrenen Personalrät*innen aus Kitas und Schulen sowie langjährig aktiven Mitgliedern und Funktionär*innen der GEW Bayern deutlich.
Ursachen für den eklatanten Lehrkräftemangel sieht die Vorsitzende in Defiziten der KMK (Kultusministerkonferenz). Mehrere Jahre wurden keine exakten Erhebungen vorgenommen, Referendariatsstellen wurden vielerorts eingespart. „Seit 30 Jahren erheben wir in der GEW die Forderung, dass an den Schulen konsequent und kontinuierlich eingestellt wird. Die bisherige Praxis von Einstellungswellen und Einstellungsstops ist kontraproduktiv“ so die Vorsitzende der GEW.
Initiativen wie die von Kultusminister Sibler angekündigte Digitalisierungsoffensive laufen ins Leere, wenn nicht sofort die richtigen Weichen gestellt werden. „600 Schülerinnen und Schüler, 38 Computer, kein WLAN“ - so beschreibt Ruth Brenner, die Vorsitzende der Fachgruppe Grund-, Mittel- und Förderschulen in der GEW Bayern, beispielhaft den Zustand an einer Schule. Zur nicht flächendeckenden Glasfaserausstattung kommt die fehlende Ausstattung mit Hardware an vielen Schulen. Es wird dringend Personal für die IT-Betreuung benötigt. Auch die Qualifizierung der Lehrkräfte im Umgang mit den digitalen Medien muss ins Visier genommen werden. Bereits jetzt werden Fortbildungen häufig von Schulleitungen abgelehnt, weil sonst Unterrichtsausfall droht. Zum bereits bestehenden Lehrkräftemangel mit all seinen „Risiken und Nebenwirkungen“ kommen weitere Probleme hinzu. Ausbaden werden das die Beschäftigten, die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern und letztendlich die gesamte Gesellschaft.
„Es braucht in Bayern dringend eine realistische Bestandsaufnahme zum Unterrichtsausfall“, fordert Ruth Brenner. „Die Tatsache, dass erst das Verlassen der Schule als Unterrichtsausfall gewertet wird und nicht bereits die totgeschlagene Zeit – ohne Lern- oder Betreuungsphase – , verschleiert das wirkliche Ausmaß."
Finanzierungsbedarf besteht über die personelle Ausstattung hinaus dringend für die Sanierung von Gebäuden und die technische Ausstattung in zukunftsfähige Schulen: „Die vom Bund in Aussicht gestellten 5 Milliarden Euro für die Digitalisierung müssen jetzt mit wenig bürokratischem Aufwand fließen“, so Marlis Tepe. Das Geld muss überall zur Verfügung gestellt werden und darf nicht zum Ausschluss von Regionen oder Kommunen führen, die über zu geringe finanzielle Ressourcen verfügen. „Wir brauchen einen Schulterschluss für gute Bildung, einen Solidarpakt zwischen Bund, Ländern und Kommunen“, so die Vorsitzende.
Deutschland braucht mehr Erziehung und Bildung zur Demokratie. Dies gelingt nicht unter einer Mangel-Wirtschaft. Fehlendes Personal, unattraktive Arbeitsbedingungen, geringe oder ungleiche Bezahlung, der Wegfall von wertvoller pädagogischer Arbeit am Kind und der Ausfall von Unterricht zur Vermittlung sozialer Kompetenzen und Werten wie Gerechtigkeit und Solidarität führen in die komplett falsche Richtung mit fatalen Auswirkungen. Auf Dauer zerstört dies den sozialen Kitt unserer Gesellschaft.
„Deshalb müssen wir gut überlegen, wie wir mit all den Nöten umgehen“, so die GEW-Vorsitzende, „ und ich hoffe, dass es bei den Debatten um das Kooperationsverbot zu einem vernünftigen Kompromiss kommt“.
V.i.S.d.P: Elke Hahn, Geschäftsführerin GEW Bayern, elke.hahn(at)gew-bayern(dot)de; Tel.: 0171 / 6760000