Es ist nicht zu akzeptieren, dass Menschen in ein Land verfrachtet werden, in dem bei Gewaltta-ten jeden Tag Dutzende Menschen ums Leben kommen, gerade erst wieder über 140 Menschen in Masar-i-Sharif.
Anfang Dezember 2016 startete der erste Abschiebeflieger. "Seit diesem Zeitpunkt erkennen wir unsere afghanischen Schüler nicht mehr wieder", fasst Dr. Doris Weber zusammen. "Vorher waren die Schüler*innen in den Flüchtlingsklassen wissbegierig und fleißig, seit dieser ersten Abschiebung nach Kabul sind sie verängstigt, total frustriert, einige sind depressiv geworden, andere kommen gar nicht mehr in die Schule, 'weil es eh nix bringt'," sagt die Berufsschullehrerin aus Nürnberg. An Lernen sei nicht mehr zu denken. Fast wöchentlich bekommt einer der Jugendlichen den ablehnenden Asylbescheid. Viele brechen da zusammen, die pure Angst macht sich breit, selbst die betreuenden Sozialpädagog*innen können das oft gar nicht auffangen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert auch die Arbeitsbedingungen der Sozialpädagog*innen, die mit Geflüchteten arbeiten: Fast alle haben höchstens einen befristeten Vertrag, oft in Teilzeit. Die Eingruppierung und damit die Bezahlung liegen oft am unteren Ende des Möglichen, mehrere Hundert Euro weniger als Entfristete im Monat. Die Helfer*innen brauchen bald selbst Hilfe: Der Frust, die dauernde Belastung, führten bei vielen zum Burnout.
Schuld daran ist auch die besondere bayrische Situation: Seit September 2016 werden kaum noch Ausbildungsverträge für Jugendliche aus Afghanistan und auch anderen Ländern "mit geringer Bleibeperspektive" genehmigt. Die GEW fordert hier die Rückkehr zum Prinzip "Ausbildung hat Vorrang!" Ausbildungsgenehmigungen müssen erteilt werden, sobald die Verträge vorliegen. Nach erfolgreichem Abschluss müssen die jungen Menschen bei einem vorliegenden Arbeitsvertrag weitere zwei Jahre bleiben können, so wie es das Bundesintegrationsgesetz vorsieht.
"Zuallererst müssen die Jugendlichen aber wieder Sicherheit und die Chance auf eine Lehrstelle bekommen", fordert der GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn. "Es gibt reihenweise Fälle, wo Handwerksbetriebe endlich einen Auszubildenden gefunden haben. Aber weil er oder sie aus Afghanistan, dem Senegal oder Nigeria kommt, dürfen sie ihn oder sie nicht nehmen!" Es sei widersinnig und menschenverachtend, wie hier das Bayerische Innenministerium agiere - und so letztlich auch die Arbeit der Stabsstelle Flüchtlingsbeschulung im Kultusministerium untergrabe. Die GEW Bayern unterstützt hier die Arbeit des Bayrischen Flüchtlingsrates und vieler ehrenamtlicher Initiativen wie z.B. der Ehrenamtlichen-Konferenz Oberland: "Ausbildung UND Bleibeperspektive, wir schaffen das!"
GEW Bayern fordert Ausbildung statt Abschiebung!
Am Montag ging erneut ein Abschiebeflug von München nach Kabul. An Bord 14 verzweifelte junge afghanische Flüchtlinge. Die GEW Bayern kritisiert aufs Schärfste die aktuelle Politik der Abschiebungen nach Afghanistan und in andere Krisengebiete, die junge Menschen größten Gefahren aussetzen – und das aus wahltaktischen Gründen, da die CSU anscheinend glaubt, am rechten Rand Wählerstimmen fischen zu müssen.