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DDS März 2021

Gender

Sensibilität tut not, um Rollenzuschreibungen aufzubrechen und Diskriminierungen aus der Welt zu schaffen.

Frauen wissen
dies nur allzu gut. Aktuell treffen sie
die mit der Corona-Pandemie einhergehenden
wirtschaftlichen Folgen
besonders hart. Genderungerechtigkeiten potenzieren sich, da vor allem Frauen häufig in unterbezahlten Berufen arbeiten. Viele der dort Beschäftigten wie die Pflegerinnen, Kassiererinnen, Erzieherinnen und
Kinderpflegerinnen werden angesichts von Corona zu Recht als systemrelevant bezeichnet. An der schlechten Bezahlung und den schlechten Arbeitsbedingungen hat sich trotz dieses Etiketts allerdings bisher nichts geändert, gestiegen sind nur ihre Gesundheitsrisiken und ihre Arbeitsbelastungen.

Unter Corona wird auch die berechtigte Forderung einer besseren Vereinbarkeit von Familie (Väter sind mitgemeint) und Beruf für sehr viele Frauen zur Farce. Die zunehmende, weiterhin unbezahlte Care-Arbeit bleibt zumeist an ihnen hängen. Daher sind es vor allem Frauen, die aufgrund der aktuell erhöhten Anforderungen ihre Erwerbsarbeitszeit reduzieren. Gleichzeitig steigt infolge der Corona-Maßnahmen und des damit verbundenen individuellen Drucks die häusliche Gewalt, die sich wiederum zumeist gegen Frauen richtet.

Schon jetzt, aber auch in den Jahren nach der Pandemie müssen auch Gewerkschafter*innen ein besonderes Augenmerk auf die öffentlichen Haushalte legen und ihre Forderungen nach einem Ende der Diskriminierung und für eine gleichstellungsorientierte Haushaltssteuerung (Gender Budgeting) öffentlich wie privat verteidigen. Obsolet werden diese erst, wenn Frauen nicht mehr jährlich den Gender-Pay-Gap beklagen müssen, wenn das daraus resultierende, niedrigere Arbeitslosengeld ausgeglichen und die Renten angepasst sind, wenn die Quotenregel an den Arbeitsplätzen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, das Ehegattensplitting als ein Beispiel der Geschlechterungerechtigkeit in die Geschichtsbücher eingegangen und Care-Arbeit als eine systemrelevante, zu bezahlende Arbeit anerkannt ist. Und wenn Gewalt gegen Frauen endlich aufgehört hat.

Dorothea Weniger

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