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DDS März 2022

Es gibt keine Frauenberufe!

Die Ausgabe der DDS März 2022 widmet sich den Themenschwerpunkten "SuE-Tarifrunde" und "Geschlechterverhältnisse". Wir wünschen eine gute Lektüre!

Es gibt nur Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten. Diese sind unterbezahlt und gesellschaftlich wenig anerkannt. Dass die größtenteils weiblichen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungswesen systemrelevant sind, gelangte erst mit der Pandemie in das Bewusstsein der Wirtschaftsverbände und der Politik. Die Erkenntnis: Werden Bildungseinrichtungen und Einrichtungen der Jugendhilfe geschlossen, läuft es in der Folge auch in der Wirtschaft nicht mehr rund.

Was aus der Erkenntnis der Systemrelevanz folgt, hängt von der Wirtschaftsform eines Landes ab. Unter kapitalistischen Bedingungen sah es zuletzt so aus: Als im Jahr 2008 Banken vor der Pleite standen und auch sie für systemrelevant erklärt wurden, unterstützte man sie mit Milliarden. Genauer gesagt waren es Ende 2017 laut Regierungsangaben 59 Milliarden Euro, die zulasten der Steuerzahler*innen an die Banken flossen. Nicht berücksichtigt sind darin die indirekten Kosten, insbesondere aufgrund der verordneten Null-Zins-Politik. Und: Seit 2017 fragte die Regierung niemand mehr nach den Kosten in den Folgejahren.

Die Erkenntnis der Unverzichtbarkeit der vor allem weiblichen Beschäftigten in den Berufen des Erziehungs- und Sozialwesens brachte dagegen keine Geschenke: Vielmehr wurde und wird der Gesundheitsschutz dort auch und gerade unter Pandemiebedingungen sträflich vernachlässigt und die Arbeitsverdichtung ins Unerträgliche vorangetrieben. Schuld daran tragen die Verantwortlichen in den Ministerien, die zwar in hoher Taktzahl Anweisungen »raushauen«, die vor Ort allerdings nur noch unter den Vorzeichen »Hohn« und »Zynismus« abgeheftet werden.

Bonuszahlungen gab es für die überwiegend männlichen Banker bereits ab dem Jahr 2009 wieder. Bei der Münchner Krisenbank Hypo Real Estate z. B. waren es laut Spiegel im selben Jahr 25 Millionen Euro, die ausgeschüttet wurden. Die vorwiegend weiblichen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst warten demgegenüber nach wie vor auf Selbstverständlichkeiten wie eine angemessene Bezahlung, die
Einhaltung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes oder die gesellschaftliche Anerkennung und vieles mehr. Höchste Zeit also, dass der Erkenntnis der Unverzichtbarkeit endlich Taten folgen!

Dorothea Weniger

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