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Gedenken

Erster Transport aus Rosenheim in das KZ Dachau (1933)

Am 26.04.2023 gedachte die "Initiative Erinnerungskultur" an 28 Rosenheimer Kommunisten, welche vor 90 Jahren (am 26.04.1933) mit dem ersten Gefangenentransport aus Rosenheim in das KZ Dachau verschleppt wurden. Wire dokumentieren hier die Ansprache des GEW-Kollegen Andreas Salomon.

Liebe Rosenheimerinnen und Rosenheimer,

„Aus Stadt und Bezirk Rosenheim wurden im April 1933 28 kommunistische Funktionäre und Schutzhäftlinge in das KZ Dachau überstellt.“

Als ich diesen Satz vor zwei Jahren in einem Buch über den Nationalsozialismus in Bayern las, war ich wie elektrisiert, denn ich ahnte, dass sich dahinter eine größere Geschichte verbarg. Aber was war damals in Rosenheim geschehen?

Die „Kommunistische Partei“ Deutschlands war am Ende der Weimarer Republik eine Massenpartei mit 320.000 Mitgliedern, und diese gehörten zu den entschiedensten Gegnern des aufkommenden Nationalsozialismus. Und als am 27. Februar 1933 der Reichstag brannte, wurde behauptet, das könnten nur die Kommunisten gewesen sein, um damit einen Anlass zu haben, flächendeckend die ortsbekannten Kommunisten zu verhaften und in die jeweiligen Gefängnisse einzuliefern. Seit dem 9. März, als die Nationalsozialisten in Bayern an die Macht kamen, fanden auch in Rosenheim entsprechende Hausdurchsuchungen und statt und füllte sich das hiesige Gefängnis. Fieberhaft wurden überall im Reich für die riesige Masse an zu verhaftenden Häftlingen Konzentrationslager gebaut. Noch war das KZ Dachau nicht fertig. Erst am 22. März konnte es von Polizeipräsident Heinrich Himmler eröffnet werden. Bereits drei Tage später wurde mit Ewald Thunig, der erste Rosenheimer Kommunist eingeliefert.

Hier, wo wir heute stehen, befand sich von 1858 bis 1968, also 110 Jahre lang, das Rosenheimer Amtsgerichtsgefängnis, das in den 70er Jahren abgebrochen wurde und in dem die 28 Kommunisten, von denen zu sprechen ist, vor ihrer Verlegung in das KZ Dachau inhaftiert waren. Das Ziel der „Initiative Gedenkkultur – Stolpersteine für Rosenheim“ ist es, vor diesem Geschäft eine sogenannte „Stolperschwelle“ zu verlegen, um damit öffentlich an das schreckliche Unrecht zu erinnern, das heute vor genau 90 Jahren diesen Menschen angetan wurde.

Die Stadt Rosenheim hat leider, wie allgemein bekannt ist, mit einer sehr knappen Abstimmung im Stadtrat die Verlegung von Stolpersteinen auf öffentlichem Grund untersagt, sodass wir die „Stolperschwelle“ nur auf privatem Grund verlegen können, was uns hoffentlich noch gestattet wird.

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