- Wirtschaftsschulen vermitteln einen mittleren Bildungsabschluss und leisten gleichzeitig Berufsorientierung, Berufsvorbereitung und kaufmännische Grundbildung. Sie verbinden als Kompetenzzentren allgemeine und berufliche Bildung.
- Solange sich die bayerische Staatsregierung beharrlich weigert, EINE SCHULE FÜR ALLE bis Klasse 10 zuzulassen, bieten Wirtschaftsschulen einem Teil der Hauptschüler/innen auch nach der sechsten Klasse noch eine Aufstiegsperspektive.
- Wirtschaftsschulen bieten denjenigen Schülerinnen und Schülern, die am achtjährigen Gymnasium (G8) scheitern, einen Ausweg aus der Perspektivlosigkeit. (Eine vergleichbare Bedeutung hat die Fachoberschule für diejenigen, die an der gymnasialen Oberstufe scheitern.)
- Die Bestandsgefährdung der Hauptschule ist in der demografischen Entwicklung und in der mangelnden Akzeptanz dieser Schulart bei Schülern und Eltern begründet.
- Der Rückgang der Schülerzahlen bietet die Möglichkeit der Individualisierung von Lernprozessen in kleineren Klassen.
- Während andere Bundesländer wenigstens die Mehrgliedrigkeit reduzieren, versuchen die unionsregierten Länder Bayern, Baden-Württemberg (dort unter der Bezeichnung "Werkrealschule") und Nordrhein-Westfalen mit allen Mitteln die Drei-, bzw. Viergliedrigkeit zu erhalten.
- Trotz zahlreicher Aufwertungsbemühungen (bspw. Hauptschulinitiative 2007) konnte die Akzeptanz der Hauptschule in der Vergangenheit weder bei den Eltern noch bei den "Abnehmern" auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gesteigert werden. Auch die Einführung des M-Zweiges (mittlere Reife) an der Hauptschule hat die Akzeptanzprobleme nicht gelöst.
- Die weitere Ausdifferenzierung des bayerischen Schulwesens durch die Schaffung einer zusätzlichen Schulart "Mittelschule" muss angesichts der demografischen Entwicklung und der fehlenden Akzeptanz scheitern.
- Die Festlegung der Schüler/innen auf die berufsorientierenden Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales erfolgt in der neuen Mittelschule zu einem zu frühen Zeitpunkt. Fehlentscheidungen analog der Aufteilung im dreigliedrigen Schulwesen sind zu erwarten.
- Für die Risikogruppe der PISA-Studie ist die neue Mittelschule kein Angebot, da diese Schülerinnen und Schüler die Zugangsvoraussetzungen für die neuen Bildungsgänge für die mittleren Bildungsabschlüsse nicht erfüllen.
- Die Aufwertung und weitere Differenzierung der Hauptschulen durch den Status einer Mittelschule trifft die Wirtschaftsschulen in zweifacher Hinsicht:
1. Die Mittelschulen bieten eine gleichartige kaufmännische Bildung mit mittlerem Abschluss an.
2. Die kaufmännische Bildung wird von stundenweise an die Mittelschule abgeordneten Lehrkräften der Wirtschaftsschulen geleistet.
- Die Frage, wie ein durch Abordnung entstehender zeitlicher Mehraufwand kompensiert wird, ist ungeklärt.
- Da Wirtschaftsschulen oft in kommunaler oder privater Trägerschaft sind, stellt sich zusätzlich bei einer Abordnung von Lehrkräften das Problem der Bezahlung.
- Mittelschulen — möglicherweise als Verbundschule noch verteilt auf mehrere Standorte — in Kooperation mit Wirtschaftsschulen bzw. Berufsschulen erfordern ein hohes Maß an Organisation. Die Umsetzung des Mittelschulkonzepts bringt organisatorische Unstetigkeiten, Zumutungen und Härten für die Betroffenen in den Schulen.
- Wirtschaftsschulen sollen mit mehreren Mittelschulen ein engmaschiges Netz knüpfen. Dies gefährdet die Unterrichtsqualität und das Schulleben an den Wirtschaftsschulen selbst.
Fazit: Die neue Mittelschule löst nicht die Probleme des gegliederten Schulwesens. Die vermeintliche Stärkung der Hauptschulen geht zu Lasten der Wirtschaftsschulen. Die Gefahr des Verlustes von Arbeitsplätzen an Wirtschaftsschulen steigt durch die untauglichen Versuche, die Hauptschulen durch die Bildung von Mittelschulen zu retten. Ein integriertes Schulwesen braucht alle Lehrkräfte für die ganz unterschiedlichen Bildungswege der Schüler/innen.