Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst
Bayernweiter Streik der GEW
In ganz Bayern folgten Mitglieder der GEW dem Aufruf zum Streik. In München auf dem Wittelsbacherplatz versammelten sich 600 Kolleg*innen zur zentralen Kundgebung. Mehrere Hundert streikten ohne Anreise nach München. Von der Kundgebung aus zogen die Streikenden bei der anschließenden Demo zu den Kolleg*innen von ver.di auf den Marienplatz.
In der Tarifrunde geht es um insgesamt 230.000 Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen und der tarifgebundenen freien Träger. Neben den Forderungen zu Anpassungen der Eingruppierung für die Berufe in den Arbeitsfeldern Soziale Arbeit, Kita und Behindertenhilfe, ging es den Streikenden auf dem Platz auch um bessere Arbeitsbedingungen.
Daniel Merbitz, Mitglied im Hauptvorstand der GEW und zuständig für Tarifarbeit, verdeutlichte auf dem Wittelsbacherplatz:
Von lobenden Worten und ein paar Mal in die Hände klatschen werden die Arbeitsbedingungen nicht besser. Die kommunalen Arbeitgeber ducken sich weg und blockieren Verbesserungen für die Beschäftigten. Nach wie vor herrscht im Sozial- und Erziehungsdienst ein eklatanter Fachkräftemangel. Bis 2030 fehlen über 200.000 Erzieherinnen und Erzieher. Klatschen allein reicht nicht! Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen!
Gerd Schnellinger, stellvertretender Landesvorsitzender und Mitarbeiter in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, verdeutlichte die enorme Belastung der Kolleg*innen: „Wir stellen Produkte für den Weltmarkt her, aber die Bezahlung ist nicht Weltklasse. Daher haben wir ständig Probleme, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Das führt zu noch mehr Stress für alle“. Das offene Frauentreff solidarisierte sich mit den Kolleg*innen in einer weiteren Rede. Emma betont den Zusammenhang zwischen bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit und fordert zum Frauenstreik auf, damit die unsichtbare Arbeit vieler Frauen* in den Familien sichtbar und anerkannt wird.
Vom Wittelsbacherplatz aus zogen nach der Kundgebung die Streikenden in einer Demonstration zu den Kolleg*innen von ver.di auf den Marienplatz.
Auf der Zwischenkundgebung riss Olaf Bogdan, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Jugendhilfe Sozialarbeit, Erzieher und Personalrat aus Dresden, die Menge mit seiner Rede mit.
Die VKA muss in der kommenden Woche endlich ein annehmbares Angebot vorlegen, ansonsten "streiken wir solange, bis ihr handelt" zitierte er eines der Plakate der Streikenden.
Martina Borgendale, Landesvorsitzende der GEW, macht deutlich:
Es ist höchste Zeit, dass Sorgearbeit gerecht bezahlt wird. Die Profis in der frühen Bildung in den Kitas legen das Fundament in der Bildung und Persönlichkeitsentwicklung der Kinder. Darauf bauen wir Lehrer auf. Und ich weiß, die Arbeit mit Menschen ist eine sehr erfüllende Tätigkeit, sie ist von großer Verantwortung geprägt und erfordert eine hohe Professionalität. Dies muss sich aber am Ende des Monats auch im Geldbeutel zeigen. Leuchtende Kinderaugen alleine genügen nicht, das war einmal Kolleg*innen.
Im folgenden noch Impressionen des großartigen Streiktages. An vielen Orten Bayerns waren noch mehr Kolleg*innen im Ausstand, gerade im Norden des Flächenstaates Bayern, bspw. in Aschaffenburg. „Bei dem hohen Fachkräftemangel ist zuviel Arbeit auf Zuwenige verteilt“, so die Vorsitzende des Kreisverbands Monika Hartl. Solidarisch erklären sich die JUKUZ Kolleg*innen auch mit allen Mitarbeiter*innen der Kirchen, die in den vielen Kitas vor Ort nicht streiken durften.