DDS Juli August 2024
Antisemitismus in Deutschland. Was kann Bildung dagegen tun?
Die aktuelle Ausgabe der DDS widmet sich im Schwerpunkt dem Thema Antisemitismus in Deutschland und der Frage, was Bildung dagegen tun kann. Wir wünschen gute Lektüre!
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Zivilist*innen in Israel Anfang Oktober letzten Jahres und dem darauf folgenden israelischen Einmarsch in Gaza ist die Anzahl gemeldeter antisemitischer Vorkommnisse auch in Bayern drastisch gestiegen. »Fast die Hälfte aller Vorfälle wurde nach dem 7. Oktober 2023 dokumentiert: 374 wurden vor, 359 nach diesem Datum bekannt«, heißt es im letzten Bericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern). 2022 waren es 424. Zur Information: In dem Bericht werden auch solche Fälle verzeichnet, die unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen und polizeilich nicht angezeigt werden.
In Bildungseinrichtungen ist die Lage ähnlich: »2023 verzeichnete RIAS Bayern 38 antisemitische Vorfälle in bayerischen Schulen (2022: 17)«. Nicht nur die bayerische Staatsregierung appelliert anlässlich solcher Entwicklungen gerne an die pädagogischen Fachkräfte, sie möchten dies wieder in Ordnung bringen. In Bayern hat dieser Appell ein besonderes Gschmäckle, denn die hiesige Staatsregierung leistete dem Antisemitismus durch ihren verharmlosenden Umgang mit der unsäglichen »Flugblattaffäre« um den damaligen und heutigen stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger im August 2023 enormen Vorschub und ihre Wähler*innen »dankten« ihr das bei den Landtagswahlen nur wenige Wochen später mit einem Plus an Stimmen.
Mit dieser DDS möchten wir die Geschichte des Antisemitismus reflektieren, unterschiedliche Definitionen vorstellen, die Ereignisse an den Universitäten einordnen. Dabei plädieren die Autor*innen dafür, die eigene Kommunikationsblase zu verlassen, verhärtete Positionen infrage zu stellen, aufeinander zuzugehen und wieder ins Gespräch zu kommen. Ihr Plädoyer gilt nicht nur für einen friedlichen Austausch innerhalb der pädagogischen Arbeit, sondern gleichermaßen für die persönliche Selbstreflexion. Externe pädagogische Fachkräfte, aber auch Ehrenamtliche können dabei unterstützend wirken, pädagogisches Material ist reichlich vorhanden.
von Dorothea Weniger
81673 München